Sondermüll verkauft

■ Geschäftsführer einer Recyclingfirma wegen Umweltkriminalität vor Gericht

Der Kapitän eines Frachtschiffes bekam die Folgen deutlich zu spüren. Statt mit seinem Kahn Richtung Niederlande abzulegen, ging er wegen Übelkeit und Heiserkeit zum Arzt. An Bord seines Schiffes war Baumaterial geladen, das schwer verunreinigt war. Seit gestern steht der ehemalige Geschäftsführer der Recycling-Firma Hansatec vor dem Amtsgericht. Er wird beschuldigt, mit Schadstoff belastetes Material nicht ordnungsgemäßig gereinigt, sondern billig weiterverkauft zu haben.

Die Firma, in der Jürgen R. Geschäftsführer war, verfügte über eine Bodenwaschanlage. Statt diese zu betätigen, habe der Angeklagte zum Teil mit Blei, Zink, Chrom, Phenol und Zyanid verunreinigte Stoffe unbehandelt weiterveräußert. Eine Lieferung wurde etwa als Füllmaterial beim Lärmschutzwall an der A 25 bei Allermöhe verwandt und an der Gleisbaustrecke zwischen Hamburg und Büchen eingebaut. Sondermüll wurde auch an eine Firma in Ilsede verkauft, welche diesen in Buchholz beim Straßenbau verwandte. In einem anderen Fall habe Jürgen R. Material auf ein Schiff verladen lassen, das den Stoff in eine Deponie in den Niederlanden transportieren sollte – obwohl er gewußt habe, dass die Lieferung nicht den Annahmebestimmungen entsprach.

Das Amtsgericht hatte Jürgen R. nach Verlesung der Anklage nahe gelegt, ein Geständnis abzulegen. Er habe dann nur mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr zu rechnen. R. nahm das Angebot nicht an, so dass es nun zu einer umfangreichen Beweisaufnahme kommt. ee