Viel Verdacht, wenig Substanz

■ Horst-Ludwig Meyer gilt als „schweres Kaliber der deutschen Terrorszene“, die festgenommene Andrea Klump als Mitläuferin

Wien (taz) – Horst-Ludwig Meyer und Andrea Klump gehörten zu den letzten mutmaßlichen RAF-Mitgliedern, nach denen die Polizei fahndet. Das „mutmaßlich“ betrifft vor allem Andrea Martina Klump, 42, die bereits 1984 untertauchte und deren Foto seit 1985 auf den Fahndungsplakaten prangt. Sie wurde in Zusammenhang mit dem Attentat auf den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, im November 1989 gesucht. Doch die Behauptung, sie hätte bei sich Sprengstoff für den Anschlag gelagert, konnte nie erhärtet werden.

Der als Kronzeuge auftretende Spitzel des hessischen Verfassungschutzes, Siegfried Nonne, hatte Klump 1996 angeschwärzt, seine Aussage aber später widerrufen. Der wegen Drogenabhängigkeit und Depressionen mehrmals psychiatrierte Informant hat wiederholt Anschuldigungen erhoben, die sich als haltlos erwiesen. Laut Ex-RAF-Mitglied Eva Haule, seit 1989 in Haft, gehörte Andrea Klump nie zum harten Kern der Roten Armee Fraktion oder zu deren Kommandoebene. Sie hatte sich als junge Frau in der Roten Hilfe engagiert, machte Gefangenenarbeit, die sie häufig nach Stammheim führte, und bewegte sich in der linksradikalen Szene Frankfurts. 1988 soll sie in eine Schießerei in Rota, Spanien, verwickelt gewesen sein. 1996 benannte sie der Spiegel als potenzielle Aussteigerin. Zuletzt vermutete das BKA sie in Peru.

Der gelernte Starkstromelektriker Horst-Ludwig Meyer, 1956 in Villingen-Schwenningen geboren, war zweifellos ein paar Nummern größer. Spezialisten des BKA bezeichnen ihn als „unberechenbar, brutal und sehr gefährlich“. Trotzdem gilt als gesichert lediglich seine Beteiligung am Mord an Siemens-Chef Beckurts und dessen Chauffeur Eckart Groppler im Jahr 1986. Der Verdacht, dass er und seine Frau Barbara auch in die Ermordung des MTU-Vorsitzenden Ernst Zimmermann und des GI Edward Pimantal in Wiesbaden im Jahr 1985 verwickelt seien, ließ sich nicht erhärten.

Das Ehepaar Meyer hatte 1984 angeblich bei einem gescheiterten Attentat auf die Nato-Schule im Oberammergau die Finger im Spiel. Später sollen sie mehrere Sprengstoffdiebstähle begangen haben. 1990, wenige Monate nach Öffnung der Mauer, wurde in Leipzig ein Pärchen festgenommen, das die Polizei als Ehepaar Meyer erkannt haben wollte – die Verdächtigen erwiesen sich als harmlose Leipziger. Barbara Meyer, inzwischen geschieden und in den Libanon abgetaucht, kehrte im Mai nach Deutschland zurück und stellte sich der Polizei. rld