Querspalte

■ Ein x zu viel

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Alexx. Richtig: ein x zu viel im Namen, eines zu wenig im Chromosomensatz! Nicht nur, dass Sie endlich einer Freimaurerloge oder der Initiative „Väter gegen unterschiedlich farbige Socken in der Waschmaschine“ beitreten könnten. Nein, als richtiger Alexx könnten Sie auch an Umfragen Ihres gleichnamigen Magazins zur Wahrung der Interessen der größten globalen Minderheit mit dem kämpferisch-emanzipatorisch-anspruchsvollen Untertitel „Das Magazin, das Männer brauchen“ teilnehmen. Und dabei dem Magazin Ihre leidvollen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, also Ihrem früheren, anvertrauen. Etwa: „Meine Frau will so oft“ (38 Prozent). Oder: „Meine Frau redet so viel“ (37 Prozent). Selbstverständlich anonym und per Mausklick.

Schließlich reden Sie nicht. Nicht viel und vor allem nicht über das eine. Schließlich sind Sie ja auch nicht so „gefühlsbetont“ wie diese „Frauen“ (74 Prozent). Nie wieder ein „Schatz, lass uns mal darüber reden“ oder spannende, rhetorisch ausgefeilte Vorträge über die Erfahrungen in der Konsumgesellschaft wie „Mausebär, da steh ich doch an der Kasse, und ...“ oder gar ein „Ich will dich, jetzt“.

Wie ruhig, wie friedlich könnte diese Welt sein! Keine sexistischen Sprüche mehr auf der Damentoilette, keine geilen Pfiffe mehr, wenn ein unschuldiger Alexx seinen dunklen Zweireiher ins Wiener Café ausführt. Keine frustrierte Hausfrau, die – mit Lackschürze und Kettengliedermieder – des Nachts hinter der Wohnungstür lauert, um ihren Ernährer nach harter Arbeit und (mentalem) Kuscheln in der Männergruppe flachzulegen. Nur noch Männer, die verständnisvoll beim Bier sich zunicken, hin und wieder ein Wort über die neuesten Börsennotierungen, ein sanftes ... Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Alexx. Vorbei wäre es dann auch mit diesem sinnentleerten Geschwafel von „Schatz, ich hab Migräne!“ Uta Andresen