Elogen auf den Helden aller Zeiten

■ Nach dem gescheiterten Anschlag auf Mubarak feiert die Presse den ägyptischen Staatschef. Die Hintergründe der Tat sind unklar

Kairo (taz) – Einen Tag nach dem gescheiterten Anschlag auf den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak in der Mittelmeer-Hafenstadt Port Said feiert die ägyptische Presse das Überleben des „Helden aller Zeiten“. Geschäftsleute, Parlamentarier und Organisationen schalteten ganzseitige Anzeigen, in denen sie Mubarak wünschen, dass jeder seiner Schritte weiterhin von Gott geschützt werde. „Mögen die Hände aller jener Neider und Feiglinge gelähmt werden“, fordert eine der Anzeigen. „Wir wollen nicht nur, dass du weitermachst, um dem Land Entwicklung und Fortschritt zu bringen, sondern weil wir dich lieben“, heißt es in einer Annonce der größten Baufirma des Landes. „Wie immer war er tapfer und ruhig und widerstand der Gefahr wie eine kämpfender Reiter, um am Ende so zu tun, als sei nichts geschehen“, schwärmt die Tageszeitung Al-Akhbar.

Laut offizieller Erklärung des Innenministeriums hat ein Straßenhändler versucht, den aus seinem Auto winkenden Präsidenten mit einem „scharfen Gegenstand“ anzugreifen. Dabei waren Mubarak und einer seiner Wächter leicht verletzt worden. In einer weiteren Erklärung heißt es, der als Said Hassan Suliman identifizierte Täter sei allgemein als „rücksichtslos und impulsiv“ bekannt.

In der ägyptischen Presse wurde der 40-Jährige am nächsten Tag als ein „Verrückter“ klassifiziert. Augenzeugen berichten, dass Suliman ein Papier in den Händen hielt, als er sich dem Auto des Präsidenten näherte. Die Wächter behaupten, der Mann hätte dann überraschend ein Messer gezogen. Unter der Hand heißt es, der Mann habe lediglich einen Beschwerdebrief übergeben wollen. Zu überprüfen sind die verschiedenen Darstellungen kaum, da der Täter von den Leibwächtern Mubaraks auf der Stelle erschossen wurde.

Die ägyptischen Behörden ließen unterdessen verlauten, dass der Mann keine Verbindungen zu einer militanten islamistischen Organisation gehabt hätte. Dagegen spricht auch, dass es sich bei der vermeintlichen Tatwaffe lediglich um ein Messer handelte. Nachbarn Sulimans erzählen dagegen von dessen konservativ-islamistischen Gesinnung. So soll er darauf bestanden haben, dass seine Frau das Haus nicht verlässt. Aus seiner Wut auf die Regierung soll er keinen Hehl gemacht haben. Die Familie Sulimans soll inzwischen zum Verhör abgeholt worden sein.

Was immer Sulimans Gesinnung sein mag, sicher ist, dass die Wächter Mubaraks nach mehreren gescheiterten Anschlägen auf ihren Chef nicht lange fackeln, bevor sie das Feuer eröffnen. Mehrere Attentate auf den Präsidenten waren in letzter Minute vereitelt worden, wie etwa 1993 die Verminung eines Rollfeldes, auf dem Mubarak landen sollte. Vor vier Jahren war der ägyptische Präsident in Addis Abeba nur knapp einem von militanten Islamisten gelegten Hinterhalt entkommen.

Der erneute Anschlag wirft die Frage nach Mubaraks Nachfolge auf. Aus Angst, einen potenziellen Konkurrenten aufzubauen, weigert sich der ägyptische Präsident bisher, einen Vizepräsidenten aufzustellen. Ende des Monats soll in einem Referendum erneut abgestimmt werden, ob Mubarak für seine vierte sechsjährige Amtszeit bestätigt wird. Er ist der einzige Kandidat. Karim El-Gawhary