220.000 Richtung Serbien geflohen

■ UNHCR: Die meisten haben Kosovo nach Kriegsende verlassen

Belgrad/Göttingen (dpa/AP) Rund 220.000 Menschen sind im vergangenen halben Jahr aus dem Kosovo in andere Gebiete Jugoslawiens geflüchtet. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR gestern mitteilte, seien darunter überwiegend Serben und Montenegriner. Zwischen 50.000 und 60.000 Menschen hätten während der Nato-Luftangriffe ihre Heime verlassen, sagte die Sprecherin des Belgrader UNHCR-Büros. Der Großteil sei aber nach Eintreffen der KFOR-Truppen geflohen.

Seit Kriegsende haben Kosovo-Albaner offenbar rund 90.000 Angehörige der Roma- und Aschkali-Minderheiten aus dem Kosovo vertrieben oder in Lager gesteckt. Bis zu zwei Drittel ihrerHäuser seien geplündert oder zerstört worden, heißt es in einer Dokumentation der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Im Kosovo hatten etwa 150.000 Roma und Aschkali gelebt.

Bei den Vertreibungen hätten die Kosovo-Albaner auch vor Morden und Vergewaltigungen nicht zurückgeschreckt. Die Mehrheit der Bevölkerung decke und toleriere die Vertreibungen. „Menschen mit dunkler Hautfarbe können heute in den meisten Städten des Kosovo öffentliche Plätze nicht mehr ohne Gefahr für Leib und Leben betreten“, berichtete GfbV-Präsident Tilman Zülch. Der KFOR warf Zülch vor, die Schutztruppe habe Dörfer der Roma und Aschkali nur unzureichend geschützt.

In der Stadt Prizren haben Unbekannte versucht, eine orthodoxe Kirche zu sprengen. Wie Oberstleutnant Peter Michalski gestern mitteilte, wurden rund 20 Minen um die Kirche ausgelegt, von denen jedoch nur fünf explodiert seien. Der Vorfall wird untersucht.