Lichtblicke im Förderdschungel

Die privatwirtschaftliche Berliner Energie-Agentur begleitet seit 1992 Großkunden in die Nutzung erneuerbarer Energien und wirbt für alternatives Sparen. Doch den Berliner Förderangeboten mangelt es bislang an Transparenz  ■   Von Christoph Rasch

Sich für Solartechnik zu erwärmen ist die eine Sache. Sich zur Realisierung durch den Förderdschungel zu kämpfen eine andere. Ralf Haselhuhn gibt sich verhalten optimistisch: „Bei der Qualität der Förderung ist Berlin noch immer ein Vorreiter, aber die Antragsverfahren müssen deutlich vereinfacht werden“, sagt der Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). Gerade für private Interessenten müssen die „verwirrenden Berliner Förderangebote transparenter und damit eine Solar-Investition attraktiver gemacht werden, so Haselhuhn, Bereichsleiter der DGS, die den Berliner Markt beobachtet – und die Initiativen, die diesen beleben wollen. „Energie 2000“ nennt der Berliner Stromversorger Bewag sein Förderprogramm, „100.000 Dächer“ hat das Bundeswirtschaftsministerium seine Initiative getauft, in deren Genuss nach der Bereitstellung von EU-Geldern nun auch kleine und mittlere Betriebe kommen. Denen gewährt auch die Investitionsbank Berlin (IBB) Zuschüsse von bis zu 50 Prozent. Im Wohnungsneubau gibt die Bank Darlehen bis zu 70, bei Altbauten bis zu 30 Prozent.

Der Berliner Solarmarkt scheint also gut betreut. Und er expandiert, in beiden großen Bereichen der Solartechnik. Sowohl bei der Fotovoltaik wie auch bei Solarthermischen Anlagen für Heizung und Warmwasser. Letztere verdoppelten sich laut DGS-Schätzung in den letzten fünf Jahren auf rund 18.000, während sich die Anzahl der Energie-Solarzellen seit 1994 vervierfachfachte, 600 Fotovoltaikanlagen produzieren nun 2.800 Kilowattstunden.

„Langsam weicht die Zurückhaltung bei den Berlinern“, kommentiert dies Frank Rotter von der Berliner Energieagentur (BEA). Die BEA ist das Kind einer weiteren öffentlichen Solar-Initiative von 1992. Ihre Aufgabe: Beratung potentieller Investoren, vorzugsweise Großkunden.

Energieagenturen existieren seit Anfang der neunziger Jahre in den meisten Bundesländern als mehr oder weniger öffentlich geförderte Beratungsinstitutionen für die Energiewirtschaft. Ihre Klienten sind vor allem Stadtwerke und öffentliche Einrichtungen, aber auch größere Betriebe.

Die Berliner Agentur, im Gegensatz zu westdeutschen Pendants als GmbH rein privatwirtschaftlich organisiert, erwirtschaftet ihren Millionenetat selbst, gehört aber zu je einem Drittel dem Land Berlin, dem Energieversorger Bewag und der Deutschen Ausgleichsbank. Das dem Bund gehörende Förderinstitut für kleine und mittlere Betriebe begründet sein Engagement als Anteilseigner mit der Erkenntnis, „alternative Energien nicht nur mit Zuschussprogrammen attraktiv machen“ zu können, wie Christof Stein aus der Finanzierungsabteilung der Ausgleichsbank sagt. Dort steckte man bereits rund 5 Milliarden Mark in Wind-, Wasser und Solarprojekte, letztere seien jedoch geprägt durch ein „geringes Interesse der gewerblichen Kunden“, so Stein, schließlich investiere eine Firma nur in das, was Gewinn bringt. „Die Bedeutung einer solchen Agentur für den Markt ist daher nicht zu unterschätzen.“

So begleitet und berät die BEA derzeit etwa Berliner Krankenhäuser, die die erneuerbaren Energien einsetzen und damit Geld sparen wollen. Die Arbeit der Agentur begann hier mit Info-Seminaren und erstreckt sich mittlerweile bis zum Vergabemanagement und der Ausarbeitung von Bau- und Lieferverträgen. Als Teilnehmer der 1995 beschlossenen „Berliner Energiesparpartnerschaft“ arbeitet man derzeit daran, bis zu 50 öffentliche Gebäude vernetzt mit alternativer Energie zu beliefern – ebenfalls inklusive erhofftem Spareffekt.

Die Agentur ist jedoch auch das kommunikative Bindeglied zur Wohnungswirtschaft. Man vermittelt Informationen über technische und finanzielle Konzepte, gibt Investitions-Leitfäden heraus und präsentiert sich auf Fachmessen wie der „Solar Energy“ im Juli. Die Schau, auf der die BEA einer von 130 Ausstellern war, lockte im Juli rund 16.000 Besucher auf das Ausstellungsgelände unterm Funkturm. „Ein voller Erfolg“, befanden die Veranstalter. Neugier bei auswärtigen Interessenten weckte vor allem ein Projekt, das die BEA in Berlin-Adlershof betreibt: Im dortigen Innovationszentrum für Umwelttechnologie (UTZ) gilt die von der Agentur betriebene Fotovoltaik-Hausfassade als „Aushängeschild“. Die dabei verwendeten Silicium-Dünnfilm-Zellen fanden dabei erstmals praktische Verwendung in Europa. „Nicht nur ein Ausstellungsstück“, so Rotter. Der Solarbau erzeugt auch Strom, der auf dem Markt angeboten wird: ein zweites Standbein der Agentur.Im Haus des Berliner Umweltsenators ist man überzeugt von der positiven Marktwirkung der Berliner Energie-Agentur, sieht dafür aber „erheblichen Verbesserungsbedarf“ bei den Finanzierungsangeboten der beteiligten Banken.

Das „größte Problem für Solar-Investoren“ jedoch, berichtet DGS-Mann Ralf Haselhuhn sei eine immer häufiger werdende Berliner Spezialität: „Bei Haushaltssperren des Berliner Senats werden auch die Förderprogramme eingefroren. Das schreckt ab.“