Hurrikan Dora rast auf Nervengas-Lager zu

■ Pazifik-Atoll von USA schon evakuiert. Wellen überfluten wohl verseuchte Insel

Auckland (AFP) – Wegen eines heranstürmenden Hurrikans ist das Johnston-Atoll im Pazifischen Ozean evakuiert worden. Die USA lagern und entsorgen dort Nervengas. Alle 185 Menschen, die auf dem kleinen Atoll leben und arbeiten, wurden ausgeflogen, berichtete die Zeitung Honolulu Star-Bulletin gestern.

Im Gefolge des Hurrikans „Dora“ rechnet der US-Wetterdienst mit bis zu sechs Meter hohen Wellen. Das Atoll, nur wenig größer als die Landebahn in seiner Mitte, erhebt sich nur rund zwei Meter über den Wasserspiegel.

Die USA betreiben auf dem Atoll eine Einrichtung, in der chemische Waffen wie Nervengase und das hochgiftige Entlaubungsmittel Agent Orange vernichtet werden. Ein Vertreter der US-Armee versicherte gegenüber der Zeitung, zur Zeit lagere Nervengas JX auf dem Atoll. Es befinde sich in von Erde bedeckten Bunkern, „dem sichersten Platz auf der Insel“. Eine Gefährdung der Umwelt sei nicht zu befürchten. Die Einrichtung zur Zerstörung von Chemiewaffen sei geplant und gebaut, um tropischen Stürmen standzuhalten, sagte der Armeesprecher.

Die größte Menge des Nervengases JX sei vernichtet. Zur Zeit werde die Einrichtung umgerüstet, um deutsches Senfgas, das noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammt, zu vernichten. Neben Dioxinen, die bei der Vernichtung von Agent Orange übrig blieben, verseucht auch Plutonium einen Strandabschnitt des Atolls. Das Plutonium war nach einem missglückten Raketenstart auf der Insel zurückgeblieben. Außerdem war dort ein großer Tank mit Diesel ausgelaufen.

Auf dem Atoll, rund 1.330 Kilometer südwestlich von Hawaii, leben neben Soldaten unter anderem Seeschwalben, Sturmtaucher, Fregattvögel und Tölpel. Die USA nutzen das Eiland seit 1971 zur Lagerung, seit 1985 zur Zerstörung von chemischen Waffen. Wegen heftigen Protests der Staaten im Pazifischen Ozean soll die Fabrik bis 2000 geschlossen werden.