„Hochtief ist ein belastetes Unternehmen“

■ Für Uwe Scharf (55), Aufsichtsrat der Berlin Brandenburg Flughafenholding und stellvertretender Berliner ÖTV-Vorsitzender, hat der Essener Baukonzern ausgespielt

taz: Herr Scharf, was halten Sie von Industriespionage?

Uwe Scharf: Das ist eine ausgemacht verwerfliche Sache und schädigt vor allem die Wirtschaft.

In den Akten von Hochtief wurden vertrauliche Dokumente der Bonner IVG gefunden. Beide bewerben sich um den Flughafenausbau und wollen ihn später betreiben. Kann die BBF noch mit Hochtief zusammenarbeiten?

Ich halte das für ausgeschlossen. Hochtief ist ein belastetes Unternehmen.

Sie glauben also nicht, dass die Unterlagen „versehentlich“ vertauscht worden sein könnten, wie der Brandenburger Chef der Staatskanzlei, Jürgen Linde (SPD), vermutet?

So viel Dösigkeit traue ich niemandem zu. Mir scheint das kein Zufall zu sein.

Wäre der Ausschluss von Hochtief nicht das Eingeständnis einer langen Reihe von Fehlern der BBF?

Das Problem liegt eher in der Frage, wie man das ganze Verfahren bewerkstelligt hat. Die PPS, die Planungsgesellschaft für den Flughafen, ist ja gegründet worden, um das Verfahren abkürzend am Aufsichtsrat der BBF vorbei zu betreiben. Der Fehler liegt darin, dass das Verfahren der Kontrolle durch die BBF entzogen wurde.

Muss nach diesem erneuten Rückschlag nicht noch mal ganz von vorne begonnen werden?

Man muss zwei Punkte auseinanderhalten: Die Planung des Flughafens und die Frage der Privatisierung. Unsere Skepsis an der Privatisierung wächst. Wir haben immer gesagt, wenn die Arbeitnehmerrechte gewahrt werden, dann würden wir auch die Privatisierung mitmachen. Aber ich denke, das ganze Verfahren der Privatisierung muss jetzt neu überdacht werden. Ich bin für einen Neuanfang, wenn man denn die Privatisierung weiter will. Denn Neutralität ist im laufenden Auswahlverfahren nicht mehr herzustellen.

Das würde den Zeitplan ganz schön durcheinender bringen.

Zumindest was die Privatisierung angeht. Wenn man den Flughafen will, dann kann den auch die öffentliche Hand mit der BBF selbst betreiben. Parallel kann sie das Privatisierungsverfahren ja fortführen. Der Ausbau wäre dadurch nicht zwangsläufig aufgehalten. Grundsätzlich aber ist es ein Fehler, wenn sich die öffentliche Hand vollständig aus solchen Infrastrukturmaßnahmen zurückzieht.

Macht ihnen der Job als Aufsichtsrat bei der BBF noch Spaß? Wenn es einem denn geringe Befriedigung bereitet, dann die, dass man in der Tat ein wenig herumstochern und hoffen kann, dass die Eiterbeule aufplatzt. Interview: Thorsten Denkler