■ Der hessische Forstminister will keinen Nationalpark Kellerwald
: Diese Provinzposse ist nicht zum Lachen

Wenn es nicht um den Naturschutz so schlecht bestellt wäre, dann könnte man ja darüber lachen. In Hessen will der Forst- und Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) keinen Nationalpark Kellerwald, sondern nur einen Naturpark genehmigen – und damit jahrhundertealte Buchen zum Abholzen freigeben. Der Vorwand, seine Forstwirtschaft müsse ja nun auch leben, kann nicht das Argument sein. Die deutsche Forstwirtschaft schreibt fast überall rote Zahlen. Das liegt aber nicht daran, dass sie keine alten Buchen einschlagen darf, sondern an anderen, strukturellen Fragen. Allerdings würde ein Holzeinschlag Dietzel für einige Zeit schwarze Zahlen bereiten: Buchenholz gilt als Tropenholzersatz und erzielt im Moment einen hohen Preis. Die nächsten schwarzen Zahlen darf seine Forstwirtschaft dann in 150 Jahren schreiben, wenn die Buchen nachgewachsen sind.

Für das bisschen Geld nimmt der Umweltminister offenbar den Protest der meisten Einwohner, der regionalen Wirtschaft – die sich klar für den Nationalpark ausgeprochen hat – und der größten Naturschutzverbände in Kauf. Selbst in den eigenen Reihen ist Dietzel in der Klemme: Die FDP hat sich für den Nationalpark ausgesprochen, ebenso Innenminister Volker Bouffier (CDU). Einer gegen alle?

Aber wenn Dietzel sich durchsetzt, ist der Schaden groß. Deutschland hat gerade einmal 13 Nationalparks, 80 Prozent davon sind Wasserfläche. Das sind die einzigen Gebiete, in denen zumindest teilweise ein Vollschutz für Flora und Fauna existiert. Deutschland hinkt sowieso mit der Meldung seiner Schutzgebiete hinterher. Mit dem Kellerwald ist einNaturschutzgebiet gemeldet worden, das den Namen verdient und in wenigen Jahren selbst internationale Schutzkriterien erfüllen könnte. Dabei nimmt es gerade mal 0,6 Prozent des waldreichsten Bundeslandes ein – dass das nicht möglich sein soll, ist ein Witz.

Die Einrichtung des Nationalparks Bayerischer Wald hat dem Nachbarland Bayern Millionenumsätze im Tourismus beschert und ist weltweit ein Aushängeschild. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat das damals klug erkannt und sogar eine Vergrößerung der Nationalparkfläche durchgesetzt. In Hessen schweigt Ministerpräsident Robert Koch (CDU) zu seiner Provinzposse und läßt Dietzel schalten und walten, wie er will. Die Regierung will die Chance für Mensch und Wald offensichtlich nicht sehen. Meine Herren, das kann nicht Ihr Ernst sein.

Maike Rademaker