Kinderrecht auf Sterben

■ Das Recht auf Sterbehilfe für Kinder entfacht erneut Debatte in den Niederlanden

Amsterdam (AP/dpa) – Mit ihren Plänen zur Legalisierung der Sterbehilfe hat die niederländische Regierung die Debatte über den Tod auf Verlangen neu entfacht. Nach dem gestern vorgestellten Gesetzentwurf soll künftig auch schwerkranken Kindern ab zwölf Jahren das Recht auf Sterbehilfe gewährt werden. Kritiker bemängeln, dass sich die rechtlich unmündigen Jugendliche nur mit dem Arzt einig sein müssen und sich notfalls auch gegen ihre Eltern durchsetzen können.

Man dürfe ein Kind mit dieser Entscheidung nicht allein lassen, erklärte die christdemokratische Oppositionspartei CDA. Die streng christlich-reformierten Oppositionsparteien SGP und GPV sprachen von einem „weiteren Schritt zum Ende des Lebensschutzes“.

Ein zwölfjähriges Kind könne nicht einmal über triviale Dinge entscheiden, meint Bert Dorenbos, Vorsitzender der größten holländischen Anti-Sterbehilfe-Organisation „Schrei nach Leben“. „Jetzt soll es über sein eigenes Leben oder seinen Tod entscheiden. Das ist absurd.“

Andere Kritiker meinen, die Emanzipation des Kindes würde auf diese Weise allzu radikal vollzogen, und verweisen auf Tragödien, die sich zwischen den Eltern und dem Kind abspielen könnten, wenn es zum Konflikt um Leben und Tod käme.

Nach Angaben von Kinderärzten und Psychologen komme es allerdings selten bis gar nicht vor, dass zwischen Eltern und Kindern in dieser Frage tiefgehende Meinungsverschiedenheiten entstehen. Weswegen wiederum einige diesen Teil des Gesetzentwurfs für überflüssig halten.

Nach den Richtlinien muss der Patient an einer unheilbaren Krankheit leiden und unerträgliche Schmerzen haben. Alle medizinischen Mittel müssen ausgeschöpft worden sein. Die Bitte um Sterbehilfe muss freiwillig vorgebracht werden, und die Unterstützung darf nur behutsam ausgeführt werden.

Alle Fälle sollen an einen der fünf geplanten Regionalausschüsse weitergeleitet werden. Diese Ausschüsse sollen aus einem Arzt, einem Rechtsanwalt und einem Experten für Ethik besetzt werden, und sie sollen Strafverfolgung anordnen können, wenn sich ein Arzt nicht an die Richtlinien gehalten hat.