■ Filmstarts a la carte
: Latente Gewalt in der Rückblende

Seine Milieuschilderung „Das Leben ist eine Baustelle“ erfreute sich ja kürzlich eines recht achtbaren Zuschauerzuspruchs. Jetzt kommt auch Wolfgang Beckers Erstlingsfilm, der 1987 nach einer Erzählung des britischen Autors Ian McEwan entstandenen „Schmetterlinge“, wieder ins Kino. Beckers DFFB- Abschlussfilm erzählt die Geschichte des arbeitslosen Andi, der als Zeuge gesehen haben will, wie ein kleines Mädchen in einem Kanal ertrank. Während er an einem heißen Sommertag darauf wartet, sich abends mit dem Vater des Mädchens zu treffen, lassen seine Erinnerungen jedoch Zweifel an seiner Darstellung der Ereignisse aufkommen. Mit Hilfe der verschachtelten Rückblenden entwirft Becker wie in einem Puzzle das Psychogramm eines emotional zurückgebliebenen Jungen. Die zerstörte Außenwelt mit den verfallenen Gebäuden in der Nähe eines verkommenen Industriekanals spiegelt dabei Andis kaputtes Innenleben wider. Von Beginn an durchzieht den Film eine verstörende Atmosphäre der latenten Gewalt und Erotik: Wenn Andi und das Mädchen Kaja ein Eis lutschen, wenn er sie an einer Brüstung hochhebt und ihr Schlüpfer unter dem Kleid sichtbar wird, dann inszeniert Becker die eigentlich harmlosen Dinge nicht harmlos, sondern – durch Großaufnahmen, Gesten und Blickrichtungen – dergestalt, dass beim Zuschauer ein Gefühl von Irritation aufkommt, welches das Ende der Geschichte durchaus erahnen lässt.

Schmetterlinge 12.8., 14.8.- 18.8. im Lichtblick-Kino

Vom Filmhochschul-Abschlussfilm zum Superspektakel: Wenn es im Kino so richtig krachte, hatte meist der Produzent und Regisseur Irwin Allen die Finger in der Katastrophe. So auch in „Flammendes Inferno“, den Allen 1974 gemeinsam mit dem britischen Regisseur John Guillermin inszenierte. äFlammendes Infernoô überträgt die Story vom Untergang der Titanic auf ein Hochhaus: Statt Jungfernfahrt gibt es eine Einweihungsparty, und die Protagonisten machen nicht mit Eisbergen Bekanntschaft, sondern mit einer Feuersbrunst – doch die Ignoranz der Katastrophe gegenüber bleibt die gleiche. Und so kann man sich dann schnell daran erfreuen, wie feige Schurken (Richard Chamberlain) auf unangenehme Weise zu Tode kommen und Superhelden – nichts geht über Steve McQueen – zwar nicht die Welt, aber wenigstens den Fahrstuhl vor dem Absturz retten. Die zwischenmenschlichen Verwicklungen halten sich glücklicherweise in Grenzen (zumal der Film einen Teil seiner Figuren recht bald entsorgt), und die Spezialeffekte dominieren.

Flammendes Inferno 13.8- 15.8. im Moviemento 3

Einen ganz ehrenwerten Versuch, eine deutsche Zeichentrickproduktion mit internationalem Flair auf die Beine zu stellen, unternahm Regisseur Michael Schoemann mit „Hot Dogs – Wau, wir sind reich“. Denn die Animation fiel allen finanziellen Restriktionen, mit denen sich deutsche Produktionen nun einmal herumplagen müssen, zum Trotz ganz ordentlich aus. Dafür holpert die Geschichte von fünf Hunden und einem Papagei, die in den USA eine Villa und viel Geld erben und sich nur allzu bald mit fiesen Erbschleichern herumplagen müssen, trotz amerikanischer Beteiligung am Drehbuch allerdings an einigen Stellen recht arg. Trotzdem: Kinder können an dieser gewaltfreien Familienunterhaltung durchaus ihren Spaß haben.

Hot Dogs – Wau, wir sind reich 12.8.-18.8. im Intimes

Lars Penning