Arbeitet Privatagent Mauss auch für Rot-Grün?

■ Der frühere Geheimdienstkoordinator Schmidbauer soll im rot-grünem Auftrag im kolumbianischen Friedensprozess vermitteln. Doch die Regierung dementiert entschieden

Berlin (taz) – Der frühere Kanzleramtsminister und Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer (CDU) soll in Kolumbien für die Bundesregierung tätig sein. Das behauptet wenigstens der umtriebige Privatagent Werner Mauss. Dem Berliner Tagesspiegel erzählte der 59-Jährige, Schmidbauer sondiere im Auftrag der Regierung die Möglichkeiten von Friedensgesprächen mit der kolumbianischen Guerillaorganisation ELN. Mauss: „Ich habe den Vorschlag gemacht, dass sich die neue Regierung mit der ELN unterhält. Sie hat das nicht abgelehnt. Aber da sie selber keinen Gesprächspartner nennen wollte, hat sie Schmidbauer eingesetzt, um Prüfgespräche zu führen.“

Die Bundesregierung sieht das allerding vollkommen anders. Ein Regierungssprecher teilte am Wochenende mit: „Die Aktivitäten des Ehepaares Mauss und von Herrn Schmidbauer in Kolumbien sind weder mit der Bundesregierung abgestimmt noch erfolgen sie in deren Auftrag.“ Die deutsche Regierung würde nur nach offizieller Aufforderung aus Bogotá tätig, und dann auch nur nach Konsultationen mit ihren EU-Partnern. „Eine solche Aufforderung“, erklärte der Sprecher weiter, „liegt uns bisher nicht vor.“

Belege für seine Behauptung bleibt Superagent Mauss schuldig. Im Kanzleramt dürfte man sich beim Lesen des Interviews entsetzt die Haare gerauft und sich an die Vorgänge im November 1996 erinnert haben. Damals wurde Mauss zusammen mit seiner Ehefrau Ida von den kolumbianischen Behörden vorübergehend verhaftet. Beiden wurde vorgeworfen, illegale Kontakte zur Guerilla zu unterhalten. Bonn geriet mächtig unter Druck, denn Mauss agierte mit Rückendeckung des Geheimdienstkoordinators Schmidbauer (Spitzname „008“). Er war im Besitz mehrerer offizieller deutscher Personalpapiere, die auf falsche Namen ausgestellt waren.

Die Konfliktparteien in Kolumbien, die Regierung unter Präsident Andres Pastrana und die ELN, könnten nicht allein verhandeln, betont Mauss. „Es muss ein Garant, ein Schlichter, eine Regierung dazwischen. Und diese Regierung muss von der politischen Vergangenheit Kolumbiens unbelastet sein. Deshalb sind die Deutschen gut geeignet.“ Die ELN vertraut nach den Worten von Mauss der deutschen Regierung. Nur: Die vertraut Mauss kein bisschen. Wolfgang Gast