Wer nicht speichert, säuft ab

■ Eine private Computerschule will Kindern mehr als „daddeln“ anbieten

„Futurekids – Fit für die Zukunft“ – dahinter verbirgt sich weder ein neues Ausdauerprogramm noch eine Zeichentrickserie. Es ist ein Center, das in Bremen Computerkurse für Kinder von vier bis 14 Jahren anbietet. Die Geschäftsleute in der Universitätsallee werben mit „kindgerechten Programmen“, „Lernen mit Spaß und Spannung“ und damit, daß sie den Kindern und Jugendlichen einen „sinnvollen Umgang“ mit dem Rechner beibringen. Die Kurse sind exklusiv und teuer und eigentlich auch kein Novum, in Amerika gibt es „Futurekids“ bereits. Seit 14 Jahren sind dort die Center hauptsächlich in den Schulen aktiv. Das wollen die Bremer auch erreichen.

„Wenn das deutsche Bildungssystem auf einem anderen Level wäre, wären wir überflüssig“, sagt Reinhold Lang vom Bremer „Futurkids“-Center. „Die meisten Schulen vernachlässigen die Computerausbildung.“ Für ihn unbegreiflich, da mittlerweile für fast jeden Beruf Computer-Kenntnisse vorausgesetzt werden. Seit März verdient der Geschäftsmann an diesem Defizit. Rund 24 Mark pro Stunde kostet der Jahreskurs, 39 Mark pro Stunde das Ferienangebot. Die Gruppen sind klein. Sechs Kinder teilen sich drei Computer. Trotz der Preise seien alle Gesellschaftsschichten vertreten, erklärt Lang.

60 Kinder haben die Geschäftsleute derzeit unter Vertrag. Die Knirpse lernen alles übers Computern – von der Tastatur bis zum www, world wide web. Eine von ihnen ist die zehnjährige Sandra. „Abgesoffen“, seufzt sie und blickt auf den blauen Bildschirm. Ihre Nachbarin Tabea schlägt sich die Hand vor die Stirn: „Wir haben nicht abgespeichert“, ruft die Achtjährige. „Alles nochmal.“ Sandra zieht die Maus übers Pad und tippt dabei auf die linke Taste. Auf dem Bildschirm erscheint ein DIN A5 großes weißes Blatt. Sie unterteilt es in acht Rechtecke und ordnet jedem ein Muster und eine Farbe zu. Tabea ergänzt per Tastatur Text und Schrifttyp. Ein Klick auf „Print“ und schon spuckt der Drucker einen bunten Bogen aus. „Das sind unsere Ereigniskarten“, erklärt die Achtjährige. Jetzt sei ihr Brettspiel komplett.

Reinhold Lang spekuliert auf eine Zusammenarbeit mit den Bremer Schulen. Er träumt von Grundschülern, die nachmittags am Bildschirm Plakate für einen Tierladen entwerfen oder mit Klängen und Bewegungen experimentieren. Falls die Schulleiter „Futurekids“ die Räume und die Computer zur Verfügung stellen, würde Lang die Trainer samt Konzept und Programmen liefern. Der Vorteil für die Eltern: Mengenrabatt. Zehn bis 15 Mark sollen sie dann pro Stunde und pro Nase löhnen.

Langs Vorbild: „Futurekids“ aus Kassel und aus dem Ruhrgebiet. In Kassel lernen rund 1.000 Jungen und Mädchen in ihren Klassenräumen, wie sie Einladungskarten gestalten, Fotos im Computer speichern oder mit Disney-Figuren ihr eigenes Comic basteln. Im Ruhrgebiet gab es vor Jahren sogar kostenlose Kurse. Ein „Integrationskreis“, ein Zusammenschluß von Unternehmern, hatte 6.000 Grundschulkindern Stipendien bei „Futurekids“ spendiert. Rund ein Drittel der Knirpse habe danach weitercomputert, sagt die Geschäftsführerin von Futurekids Deutschland und Österreich, Judith Holländer. Einige Center bieten für soziale Härtefälle kostenlose Plätze in den Schulkursen – das plant das Land Bremen noch nicht.

„Der Computer ersetzt nicht die Außenwelt“, räumt Reinhold Lange ein. „Wir wollen, daß die Kinder nicht nur herumdaddeln, sondern wissen, wie sie ihre Computer nutzen können.“ Spielen würden sie mit den Rechnern sowieso.

Andrea Reidl

Ferienkurse bei Futurekids: Der Tierladen/Comic Camp/Projekt Homepage/ Digitale Künstler; weitere Infos unter der Telefonnummer 0421/2010000