Börsen in Frankfurt und London finden nicht zusammen

■ Vertreter der Finanzplätze können sich in der Eigentümerfrage nicht einigen

Frankfurt/London (AFP/taz) Bei ihren Gesprächen über eine europäische Börsenallianz finden die Finanzplätze Frankfurt/Main und London abgesehen von den Handelszeiten offenbar keinen gemeinsamen Nenner. Es gebe „Schwierigkeiten“ bei der Schaffung einer einheitlichen Handelsplattform und gemeinsamer Aktienindizes, bestätigten gestern Börsenexperten.

Die britische Tageszeitung Daily Telegraph hatte berichtet, daß die Gespräche offenbar aus dem Ruder gelaufen und interne Zeitpläne um Wochen überschritten worden seien. Das Handelsblatt zitierte sogar Quellen, nach denen die Börsenchefs Werner Seifert und Gavin Casey die Gespräche als gescheitert ansehen. In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die beiden Börsen daraufhin lediglich, daß sie weiter an der Umsetzung einer Allianz aus insgesamt acht Börsen in Europa arbeiteten – die Zusammenarbeit der Finanzplätze in London und Frankfurt/Main hatte eigentlich die Voraussetzungen dafür schaffen wollen.

Nach Informationen des Handelsblattes war zwischen Seifert und Casey vor allem die Frage der Eigentümerschaft an einer gemeinsamen deutsch-britischen Börse umstritten. Vor diesem Hintergrund hätten sich die beiden Börsenchefs auch nicht einigen können, welches ihrer elektronischen Handelssysteme genutzt werden sollte, also das deutsche Xetra oder das englische Sets. Schließlich wollten die Deutschen als Börsenbarometer an ihrer Indexfamilie um den Deutschen Aktienindex (Dax) festhalten und die Briten am Aktienindex der Financial Times(FTSE-100).

Dabei waren die ersten gemeinsamen Schritte bereits eingeleitet: Ab dem 20. September wollen beide Börsen ihre Börsenhandelszeiten aneinander angleichen. An den beiden größten Börsen Europas wird dann einheitlich von neun bis 17.30 Uhr gehandelt. Für die London Stock Exchange bedeutet dies einen um eine Stunde vorgezogenen Handelsbeginn. Am Parketthandel der Frankfurter Wertpapierbörse und im elektronischen Xetra-Handel verschieben sich die Handelszeiten um eine halbe Stunde nach hinten. Nach bisherigen Angaben wollen sechs europäische Börsen – Amsterdam, Brüssel, Madrid, Mailand, Paris und die Schweiz – nachziehen.

Über eine Harmonisierung der Aktienmärkte in Europa wird bereits seit einigen Monaten verhandelt. Die Einführung des Euro auf den Börsenkurszetteln der Währungsunion hatte das Vorhaben einerseits vorangebracht, andererseits stellt sie für die Briten, die am Pfund festhalten, ein Hindernis dar.