Abenteuer Kino unterm Sternenhimmel

■ Nur ein Veranstalter wagt sich in Bremen ans Risiko Open-Air-Kino heran / In anderen Städten ist man mutiger

Es sommert. Nichts ist herrlicher, als abends draußen zu sitzen. Wie schön ist es, sich dabei von leichter Kinokost berieseln zu lassen. Nur das ist leider in Bremen Mangelware. Lediglich im Haus am Walde bekommt der Bremer Sommer-Frischluft-Cineast vier Termine geboten. Dies allerdings in einer angenehmen Biergarten-Park-Atmosphäre. In Zusammenarbeit mit dem Kino 46 und dem Mix werden hier jeweils freitags Kinobilder über die Wiese gesandt. 2.000 Zuschauer haben maximal Platz auf dem Gelände. Letzten Freitag haben 1.500 gutgelaunte Menschen „The Big Lebowsky“ gesehen. Für das Kino 46, das mit der Filmausleihe und der Bereitstellung der technischen Ausrüstung die Hauptkosten trägt, ist es trotzdem problematisch. „Wir machen mit dem Projekt keine Gewinne. Wir zeigen Filme, weil wir das Gefühl und die Stimmung unter freiem Himmel genießen“, erklärt Alfred Tews vom Kino 46. Die Kosten werden lediglich durch einen Anteil an den verkauften Bier- und Weinmengen getragen.

„In Bremen gibt es ein Wetterproblem“, sagt Tews. Das seit drei Jahren bestehende Sommerkino im Haus am Walde mußte zwar erst eine im Regen ersoffene Vorstellung erleben, aber auch nordische Kühle setzt dem Genuß zu. Statt der sechs Veranstaltungen im letzten Jahr finden nur noch vier statt.

Das Kino 46 startete in der Vergangenheit auch andere Sommer-Versuche, aber ohne langfristigen Erfolg. Bereits 1987 flimmerten Filme über den Marktplatz und hinter der Kunsthalle. Vor drei Jahren war ein sechswöchiges Programm auf dem Markzplatz geplant. Die Stadt wollte die veranschlagten 80.000 Mark dann doch nicht mehr dafür ausgeben, das Projekt war gestorben.

Auch das Open-Air-Vergnügen im Rahmen der sich kommerzialisierenden Breminale wurde 1992 begraben. 6.000 Mark veranschlagte Kosten waren der Breminale GmbH zuviel, mehrere Tausend Filmfans blieben ohne Filme.

Neben dem Kino 46 gab es auch kommerziell ausgerichtete Freiluft-Filmprojekte in Bremen. Bis 1997 wurden im Stadionbad aktuelle Leinwandreißer aufgeführt. Allzuoft machte aber der Bremer Sommer buchstäblich einen Strich durch die Rechnung. Die Betreiber – das Modernes, die Bremer Bäder und die Kinos Schauburg, Cinema und Europa – waren auf hohe Zuschauerzahlen angewiesen. 15.000 Mark kostete eine der technisch aufwendigen Vorstellungen. Zu häufig versank der Break-even-Point im Regenwasser, das Spektakel wurde zum Verlustgeschäft. Ein Sponsoren-Projekt wie in Oldenburg, wo die Oldenburgische Landesbank als Hauptsponsor die Open-Air-Kosten trägt, gab und gibt es in Bremen nicht.

Ein ganz anderes Profil hat das Open-Air-Kino in Bremerhaven. Das Schaufenster im Fischereihafen verwandelt sich seit 1996 für zwei Tage in eine gigantische Kulisse. Bis zu zehntausend Menschen strömen vor eine aus Containern aufgeschichtete Leinwand. Am 6. bzw. 7. August jeweils ab 22 Uhr (Vorprogramm ab 21 Uhr) werden dieses Jahr die Filme „Ganz oder gar nicht“ und „Große Freiheit Nummer sieben“ gezeigt. Als „Hafen und Kultur, zugeschnitten auf eine Stadt am Fluß“ charakterisiert der Veranstalter Bernd Glawatty das Projekt – und bekommt die nötigen Gelder für die eintrittsfreie Veranstaltung aus Lottomitteln und von Sponsoren. Aufgrund Personalmangels ist aber „eine Expansion nach Bremen im Augenblick nicht realisierbar“.

Sowieso sieht die Zukunft freiluftiger Kinounterhaltung eher mager aus. Der Kinobetreiber Kieft & Kieft, bald mit dem Cinestar Kristallpalast in Bremen präsent und bereits jetzt in anderen norddeutschen Städten Open-Air-Veranstalter, kann sich laut Pressesprecherin Carola Schwirblat „eine Open-Air-Veranstaltung zwar vorstellen, aber noch ist nichts konkret“. Auch Modernes und Schauburg haben eine Reanimation des Sommerkinos nicht vor Augen. Einzig das Kino 46 erfüllt Sommerabende weiter mit Kinobildern. „Eine Ausdehnung in Richtung Hochschule der Künste ist vorstellbar“, so Tews. In der wie geschaffen erscheinenden Innenstadt-Hof-Location könnten sogar Eintrittsgelder rausspringen. Aber das bleibt vorerst nur ein Cineastentraum. Lukas Heiny

Am Freitag, 30. August, ab 22 Uhr am Haus am Walde: Kurzfilmprogramm mit Disney-Raritäten und Oscar-Preisträgern wie „Balance“ und „Schwarzfahrer“. Der Eintritt ist frei