Zukunftshoffnung Halbwissen

■ Dramolette in 2 D, Installationen aus Island und eine hysterische Oper: Die Satirezeitschrift Luke & Trooke läßt sich selbst hochleben

Es gibt eine Satirezeitschrift aus Münster mit dem eindrucksvollen Namen Luke & Trooke. Diese mutmaßliche „Zukunftshoffnung des deutschen Humors“ (Robert Gernhardt) laviert auf einem glitschigen Drahtseil über dem Abgrund tiefer Trivialität: Auf der rechten Seite der kokette Aufstand gegen die Definitionsmacht von Trendbüros und Überväter wie Mathias Horx. Auf der linken der leicht schlampige Versuch der Neuschreibung von „Die feinen Unterschiede“ von Pierre Bourdieu. In dieser Zeitschrift findet man alberne Hypertrendreporte über das Verschwinden des Poppertums und ironisches Wohnen. Geschichten über den Schlächter von Hornsee, die boxende Schlütertruppe und psychosozialen Ambivalenzen der Automobilisierung sorgen für tolle Kurzweil und die intensive Vermehrung gefährlichen Halbwissens.

Und weil eben doch nicht alle Exemplare durch Verschenken weggehen und die Übernahmeangebote großer Verlage noch auf sich warten lassen, muß auch Luke & Trooke sich dann und wann um die Verbesserung der Leser-Blatt-Bindung kümmern und Feste feiern, wie sie fallen. Eine dieser grund- und bodenlosen Partys findet nun wieder heute abend statt. In Anwesenheit der Protagonisten der Zeitschrift wird es eine Dia-Show geben, Dramolette in 2 D. Aus einem Stock von 400 Dias aus Privatarchiven und Flohmarktankäufen wird die erfahrene Crew verschachtelte Handlungen kompilieren. „Was vom Bild her partout nicht zusammenpaßt, wird durch den Text passend gemacht“, heißt es in der aberwitzig pseudointellektuellen Ankündigung der Veranstalter: „Ganz im Sinne des poststrukturellen Konstruktivismus offenbart sich dem sprachlosen Zuschauer, daß man ihm im Prinzip alles für alles vormachen kann.“ Kurz und besser: Erzählt werden wird ein sicher sehr spannender und spaßiger Krimi um Special-Agent Jason Strauß, der auf seiner Suche nach der goldenen Heizdecke u. a. die Bekanntschaft einer Horde albanischer Anarchisten und von Petrusilius Zwackelmann machen wird.

Aber das ist noch nicht alles. Im zweiten Akt des Abends wird der isländische Künstler Egill Saebjornsson auftreten, weil er nicht tanzen kann. Darum hat er sich selbst in tanzähnlichen Verrenkungen fotografiert. Für seine Installation „Dans III“ wird er in einem verdunkelten Raum die computeranimierten, bewegten Bilder auf eine Mauer werfen und dazu an einem Schlagzeug ein super Soundtrack zusammentrommeln.

Obendrein hat die Mitbetreiberin der Berliner Plattenfirma Flittchen Records und der Flittchenbar, Almut Klotz, eine leibhaftige Minioper zu einem Kurzfilm geschrieben, die sie heute abend zum Besten geben wird. „Hysterie und Zuversicht“ ist ein Überraschungsfilm von Nelja Stump, ihrer Mitbewohnerin, die Geburtstag hat und mitsingen wird. Er taugt „zur multiplen Wahrnehmung und unerschöpflichen Reproduktion von Klischees, Klischees und Klischees“, verriet Klotz der taz in letzter Sekunde. Susanne Messmer ‚/B‘Heute ab 22 Uhr in der Maria am Ostbahnhof, Straße der Pariser Kommune 8-10, Friedrichshain