■ Die Symbolkraft des Goldschmucks

Das Duale System Deutschland würde sich die Hände reiben, dürfte es diesen Müll recyceln: Gold. Das edle Metall stinkt nicht, fühlt sich gut an und glänzt auch noch schön. In Deutschland allein gibt es 15 sogenannte Scheideanstalten, die die Goldabfälle der Schmuckindustrie und kleinerer Goldschmieden aufbereiten. Acht Scheideanstalten sind in Deutschlands Schmuckhauptstadt Pforzheim ansässig – darunter die größte, die Degussa-Tochter „Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt“.

Die Recyclingquote liegt in den Scheideanstalten erwartungsgemäß bei 100 Prozent – nichts landet in der Restmülltonne. Hinzu kommen die Zukäufe von Reingold aus den Hauptförderländern Südafrika, Indien, Rußland und Australien. Pro Jahr werden bei der „Allgemeinen“ rund 18 Tonnen Gold zu rund 30 unterschiedlichen Legierungen verarbeitet. Alle deutschen Goldschmieden zusammen würden schon mit fünf Tonnen auskommen, etwa soviel, wie aus Abfällen und privaten Verkäufen zusammenkommt. Den Großteil des Goldes benötigt die Schmuckindustrie, etwa 45 Tonnen per anno. Ihr reichen meist preiswerte 333er Legierungen (acht Karat). Zum Vergleich: Gold in Reinform hat eine 999,9er Qualität. Das entspricht 24 Karat.

Der stetige Verfall der Goldpreise könnte die Goldschmiede eigentlich freuen. Normalerweise steigt der Absatz bei sinkenden Preisen. Nicht aber auf dem Goldmarkt. Goldschmuck wird nicht nur wegen der Schönheit und Unvergänglichkeit des Materials gekauft. Gold muß auch das Gefühl geben, etwas sehr Wertvolles zu tragen. Wird es für jeden erschwinglich, verliert das Material an Symbolkraft. Und dann kann es auch zu Umsatzeinbrüchen kommen. Thorsten Denkler