Die neue Rächtschreibung / Teil 1

Der Countdown läuft. Schon in zwei Monaten werden Sie „Neuschreib“ auf ihrem Frühstückstisch liegen sehen. Ab 1. August stellen alle großen Presseagenturen – und somit auch deutschen Tageszeitungen – um und vermelden zum Beispiel: „Wie aus unterrichteten Kreisen bekannt wurde, wandte sich am gestrigen Vormittag ein belämmertes Känguru an die hiesige Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft um sich über mangelnde Serviceleistungen zu beschweren“.

Fünf Beispiele aus der erneuerten Orthographie stecken allein in dem Satz mit dem belämmerten Känguru – haben Sie sie entdeckt? Am ehesten wohl, wenn Sie heranwachsende Kinder zu Hause haben. Die werden Ihnen sicherlich beigebracht haben, dass man in der neuen Schreibweise Bandwurm-Wörter ruhig mal durch Bindestriche trennen darf und dass das Infinitiv-Komma jetzt zum freiwillig genutzten Liebhaber-Stück aufgestiegen ist.

Doch mit oder ohne Kinder am Frühstückstisch – wir werden ab dem 1. August alle wieder in die Schule gehen dürfen: Journalisten wie Leser. Und damit der Schock dann nicht allzu groß ist, fängt die taz-bremen jetzt schon mal mit der Kulturrevolution an.

In den kommenden drei Monaten werden Bremer Lehrerinnen und Lehrer Sie hier an dieser Stelle jeden Mittwoch ein kleines Stück in die neue Rechtschreibung einführen – mit nicht immer ganz staubtrockenen Kapiteln zur Groß- und Kleinschreibung, zum Doppel-S, zur Worttrennung. Wir in der taz-bremen – und vor allem unsere armen, schriftverliebten KorrektorInnen – werden uns die Lektionen sofort zu Herzen nehmen und die neue Rechtschreibung jede Woche ein kleines Stückchen weiterführen.

Unseren SprachlehrerInnen danken wir an dieser Stelle schon im Voraus für ihre Mühe – und wir freuen uns über jedes pikante Ergänzungskapitel und über manchen ausgefuchsten Widerspruch von Ihnen in unserer Leserbrief-Spalte. Bis nächste Woche. ritz