Im Nahverkehr nie wieder stempeln

■ Fahrscheine auf Chipkarte eingeführt / Auch mit neuen EC-Karten wird Fahrscheinkauf möglich / Datenschützer skeptisch

Die neue EC-Karte kam überraschend mit der Post: Obwohl sie alte erst Anfang nächsten Jahres ausläuft, erhielten 120.000 Sparkassen-Kunden in den letzten Tagen ihre Karte, die nunmehr bis zum Jahr 2002 gültig sein soll. Der Grund: Ein größerer Chip wurde auf die Karte geschweißt – die Karte kann nun auch als Straßenbahn-Ticket genutzt werden. Allerdings nur, wenn die „GeldKarten“-Funktion vorher durch Geldeinzahlung aktiviert wurde.

Zeitnah lud gestern die Bremer Straßenbahn AG zur Pressekonferenz: Vorgestellt wurde die neue „GeldKarte“ der BSAG: Anders als bei der „aufladbaren“ EC-Karte enthält der neue elektronische Fahrschein keine personenbezogenen Daten (technische Bezeichnung: „White Card“). Ähnlich einer Telefonkarte ist sie käuflich zu erwerben und ab nächster Woche als Fahrschein nutzbar. An neu aufgestellten Terminals wird die Karte eingeschoben, Geld abgebucht und die Information gespeichert, daß der Besitzer gerade einen Fahrschein gekauft hat. Ein Kontrolleur kann mit einem Lesegerät die Angaben überprüfen. Langfristig hoffen die Entwickler, den Papierfahrschein überflüssig zu machen. Für die Verbraucher sind die neuen Karten die ersten sichtbaren Konsequenzen des MEDIA§Komm-Projektes, mit dem die Anwendung von Multimedia im Alltag erfahrbar gemacht werden soll. 20 von insgesamt 44 Millionen Mark bekommt Bremen als Gewinner des MEDIA§Komm-Wettbewerbs vom Bund dazu.

Der Bremer Datenschutzbeauftragte Stefan Walz hatte sich in seinem letzten Bericht skeptisch zu den Geldkarten geäußert, von denen bereits 430.000 in Bremen im Umlauf sind (meist als Ergän-zungsfunktion der EC-Karte). „Vielfach entstand der Eindruck, daß damit anonym bezahlt werden kann“, so Walz. Das sei nicht der Fall. Da die Kreditinstitute bis zu sieben Jahre lang die Daten archivieren, können rein theoretisch Konsumenten- und Bewegungsprofile der Nutzer erstellt werden. Walz favorisiert daher die anonymeren „White Cards“ – doch die sind für die Kreditinstitute nicht so interessant. Grund: Bei einer aufladbaren EC-Karte kann die Bank vom Kundenkontakt profitieren. Der Verkauf von schon geladenen Geldkarten hingegen macht hauptsächlich Arbeit. cd§hb.taz.de