Klaviermusik gegen eigene Abschiebung

■ Vietnamesin aus Esens plädierte an Minister

Dresden/Esens. Ungewöhnliche Klänge ertönten am Freitag morgen vor dem Veranstaltungsort der Innenministerkonferenz in Dresden. Mit Bachs „Sechs kleinen Präludien“ versuchte die neunjährige Vietnamesin Tra My Dang, die in Esens (Kreis Wittmund) lebt, auf ihre drohende Abschiebung aufmerksam zu machen – ohne Erfolg. Die Innenministerriege stehe zu sehr in Zeitdruck, hieß es. Dabei waren der Unterstützerkreis der Familie und die sächsischen Grünen, die die Aktion organisiert hatten, zunächst voller Hoffnung. Ursprünglich war ein Termin mit dem niedersächsischen Innenminister Heiner Bartling (SPD) vereinbart.

„Hier in Deutschland habe ich mein Klavier, in Vietnam kann ich nicht spielen.“ Das ist nur ein Grund, warum Tra My Dang – im vergangenen Jahr Siegerin des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ – in Deutschland bleiben will. Mit ihrer sechsjährigen Schwester und ihren Eltern lebt sie seit 1991 im ostfriesischen Esens. Die Eltern arbeiten, die Kinder sprechen deutsch, nicht vietnamesisch.

Der Asylantrag der Familie wurde 1992 abgelehnt, ebenso ihre Klagen dagegen bei Gericht. Die Abschiebung ist nur vorläufig wegen einer Krankheit der Mutter ausgesetzt, die einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.

Die Helfer der Familie hoffen jedoch auf ein dauerhaftes Bleiberecht. Der Fall zeige, wie ungerecht Asylrecht sein könne, sagt Karl-Heinz Gerstenberg, Sprecher der sächsischen Grünen. Bisher erhielten nur Ausländer, die über acht Jahre in Deutschland leben und sozial integriert sind, ein permanentes Bleiberecht. Die Frist dieser sogenannten Altfallregelung müsse auf vier bis fünf Jahre verkürzt werden, fordert er. Bisher erhielten Vietnamesen wegen eines Rückgabeabkommens auch nach acht Jahren kein Bleiberecht. dpa