■ Nebenkriegsschauplätze
: Fluchtglück in Australien

„Mirsevini Ne Luginen e Gjuetis“: „Willkommen im Hunter Valley“. Mit Schlagzeilen in albanischer Sprache begrüßen die australischen Zeitungen die Flüchtlinge aus dem Kosovo, die hier jede zweite Woche vom anderen Ende der Welt ankommen. Australien will 4.000 Flüchtlinge aufnehmen, mehr als viele direkt in den Krieg verwickelte Länder.

2.500 Kosovaren wohnen bereits in den Mannschaftsunterkünften australischer Militärbasen. Armeeangehörige und Freiwillige haben die Unterkünfte eilig hergerichtet: Tarnfarben, militärische Schilder, und Stacheldrahtzäune wurden entfernt. Statt dessen begrüßen bunte Vorhänge, Überdecken und Blumensträuße die Flüchtlinge. Schießübungen auf nahegelegenen Schießplätzen wurden eingestellt. Die traumatisierten Menschen sollen durch nichts an Krieg erinnert werden. In den Küchen kochen albanische Australier vertraute Speisen. Selbst das Reinigungspersonal hat einige albanische Redewendungen gelernt. Das tasmanische Fußballteam hat einige der Kosovaren als Mitglieder angeheuert.

Kleinere Probleme, die sich für die Kosovaren auf den Militärbasen ergeben, werden pragmatisch gelöst: Als ein Manöver in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft in Victoria anstand, wurden die Menschen dort zu einem ganztägigen Ausflug in den Zoo von Melbourne eingeladen. Als sie abends in ihre Unterkünfte zurückkamen war der militärische Lärm des Manövers bereits verstummt.

Die Flüchtlinge haben ein dreimonatiges Visum erhalten, das je nach Bedarf verlängert werden kann. 81 Prozent der australischen Bevölkerung hat ihrer vorübergehenden Aufnahme zugestimmt. 13 Prozent wären auch bereit, sie für immer willkommen zu heißen. Doch niemand erwartet, daß die Flüchtlinge in den nächsten Wochen zurückkehren werden. Die Kosovaren in Australien glauben noch nicht an den Frieden: „Wir trauen Miloevic einfach nicht.“ Einwanderungsminister Philip Ruddock hat sie beruhigt. Er erklärte, die Flüchtlinge würden erst dann zurückgeflogen „wenn uns die UN sagt, daß eine Rückkehr sicher ist“.

Esther Blank, Sydney