Dach statt Zeltplane über dem Kopf

■ Im nordalbanischen Shkoder hat die Stiftung „Die Schwelle“ ein Haus für Flüchtlinge gekauft

Im nordalbanischen Shkoder haben die österreichische Bundeswehr und der Malteser Hilfsdienst ein Flüchtlingscamp für die Menschen aus dem Kosovo aufgebaut. Bis zu 10.000 Menschen kann die Stadt so aufnehmen. Jetzt engagiert sich auch die Bremer Friedensstiftung „Die Schwelle“ in Shkoder: Mit Spenden- und Stiftungsgeldern wurde ein Haus gekauft, in dem nun bis zu 20 Flüchtlinge unterkommen können. 58.500 Mark hat das Haus mit fünf Zimmern und einem großen Garten gekostet.

„Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Stiftungskurator Burkhard Luber aus Ottersberg. Doch neben dem bescheidenen Versuch, einigen wenigen Menschen ein Dach statt einer Zeltplane über dem Kopf zu bieten und sie persönlich betreuen zu können, zählt für ihn vor allem eines: „Das Haus zeigt symbolisch: Es gibt eine deutsch-albanische Solidarität.“ Zusammen mit der albanischen Nichtregierungsorganisation „Intelektualet e Rinj – Shprese“ soll nun das Haus verwaltet werden, wobei den Albanern „ziemlich freie Hand gelassen wird“.

Ob die fast 60.000 Mark nicht besser für Massengüter wie Schuhe, Lebensmittel oder Zelte ausgegeben worden wären, statt eine kleine Gruppe zu fördern? „So denke ich nicht“, antwortet Luber, „was wir machen, ist eine langfristigere Sache“. Der Hauskauf stärkt die Position von „Intelektualet e Rinj“ – die Intellektuellen-Organisation beschäftigt sich mit Weiterbildung im Bereich Menschenrechte, organisierte Kulturaustausch mit Italien oder ein italienisches Filmfestival in Shkodra.

Gar nicht leicht scheint es gewesen zu sein, in Shkoder eine Immobilie zum angemessenen Preis kaufen zu können. Denn der Krieg treibt auch 70 Kilometer entfernt von der Grenze die Preise in die Höhe. Inzwischen, so berichtet Luber, mische eine sehr kleine Schicht von Kosovaren den Immobilienmarkt in der Gegend auf – Flüchtlinge, die Verwandte im Ausland haben, über Geld verfügen und auf Schnäppchenjagd sind. Beim Hauskauf schickte Luber seine albanischen Partner nach vorne – sobald ein Ausländer in der Nähe ist, werden Preise nach oben korrigiert.

Daß es eine gerechte Art gibt, die 20 zukünftigen BewohnerInnen des gekauften Hauses auszusuchen, glaubt auch der Stiftungskurator nicht. „Man muß sich abschminken zu glauben, da wird 100prozentig neutral und objektiv ausgewählt“, sagt er. Aber hauptsächlich Frauen und Kindern soll das Haus offenstehen – auf diese Vorgabe haben sich beide Seiten geeinigt. Zur Not wird das Haus wieder verkauft – die Stiftung hat sich ein Mitspracherecht beim Verkauf einräumen lassen. cd

Kontakt „Die Schwelle“: Internet: www.nonviolence.org/tpn ;

Tel.: 04293-1264