Vertuschte Infos

■ Pallas: BGS-Beamter erhebt schwere Vorwürfe gegen Zentrale Küstenwache

Zeugen im „Pallas“-Untersuchungsausschuß des schleswig-holsteinischen Landtages haben gestern die Zweifel am Funktionieren der deutschen Küstenwache erhärtet. Nach Aussagen von zwei Diensthabenden, die in der Unglücksnacht zum 26. Oktober im Küstenwachzentrum arbeiteten, sagte SPD-Ausschußobmann Ulf von Hielmcrone: „Die Dramatik der Situation ist völlig unterschätzt worden.“ In dem Wachzentrum arbeiten Diensthabende unter anderem vom Zentralen Meldekopf (ZMK), Bundesgrenzschutz (BGS) und Zoll zusammen.

Den Aussagen zufolge lösten Informationen über die brennende „Pallas“, deren Mannschaft geborgen werden sollte, zunächst kein Handeln aus. Um 0.49 Uhr hatte die Seenotrettungsstelle angefragt, ob die Küstenwache Schiffe in der Unglücksgegend hätten. Dies sei verneint worden. Der BGS-Beamte Jens Lüder war „erstaunt“, daß der zuständige ZMK-Mitarbeiter offenbar seine Vorgesetzten nicht informierte. In der Nacht habe es geheißen, „Gott sei Dank“ sei das Schiff in dänischen Gewässern. Spätestens bei einer neuen Information morgens um 5.05 Uhr sei aber klar gewesen, daß das führerlose Schiff auf die deutsche Küste zutrieb, sagte Lüder.

ZMK-Leiter Karl Otto Zacher hatte im Ausschuß angegeben, eine nächtliche Information sei beim BGS hängengeblieben. Laut Lüder soll jedoch Zachers Stellvertreter angewiesen haben, die Notizen über die Telefonate von 0.49 und 5.05 Uhr nicht ins Protokoll aufzunehmen. Ulf von Hielmcrone sieht nun „massiven Aufklärungsbedarf“. dpa