Nato-Bomben bestimmen die Kundgebung des DGB

■ Etwa 10.000 kommen zum Roten Rathaus. Während Walter Momper im diplomatischen Abseits bleibt, fordert der Vorsitzende der IG-Medien das sofortige Ende der Luftangriffe

Die traditionelle 1.-Mai-Kundgebung des DGB mit nahezu 10.000 Teilnehmern stand stärker im Zeichen des Jugoslawien-Krieges, als es den Veranstaltern lieb war. Auf zahlreichen Transparenten und in Sprechchören wurde vehement ein Ende des Nato-Bombardements gefordert, wiederholt kam es zu verbalen Störaktionen.

„Auf die Nato-Angriffe hat der DGB wenig Einfluß“, entgegnete die DGB-Kreisvorsitzende Ursula Schäfer. Deutlichere Worte fand der Bundesvorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche, der ein Ende der Luftangriffe forderte: „Die Bomben sind ein humanitärer Rückschlag“, sagte er, sprach sich jedoch gegen eine „Polarisierung und Ausgrenzung“ in der Diskussion um den Krieg aus.

Mittendrin im Pulk der Nato-Gegner: SPD-Spitzenkandidat Walter Momper, der an diesem Tag durch zahllose Bezirksfeste tourte und nun fürs Foto posierte. „Die Redebeiträge zum Krieg waren angemessen“, so Momper diplomatisch, „und eine öffentliche Diskussion ist nie verkehrt.“

Auch mehrere hundert Kurden machten beim DGB mobil. Bereits die Sternmärsche wurden von „Freiheit für Kurdistan“- und „Öcalan“-Rufen begleitet. Im Laufe der Kundgebung nahm die Polizei zwei Personen wegen „Verstoßes gegen das Vereinsgesetz“ fest. Bereits im Vorfeld, erklärte DGB-Organisationssekretär Detelf Ebel, habe es Absprachen mit kurdischen Gruppen gegeben, in kurzen Redebeiträgen auf die Menschenrechtslage in der Türkei hinzuweisen. Damit sollten weitere Protestaktionen vermieden werden, „doch nicht alle haben sich daran gehalten“, so Ebel.

„Neues Handeln“ war das eigentliche Motto der DGB-Veranstaltung vor dem von der Polizei weiträumig abgesperrten Roten Rathaus. Der DGB sprach insgesamt von 15.000, die Polizei von rund 7.000 Teilnehmern.

Unter den zahlreichen, lautstark gegen den Nato-Krieg protestierenden PDSlern, die von der Parteikundgebung am Alexanderplatz zur DGB-Demo gekommen waren, fanden sich auch Bundestagsvizepräsidentin Petra Bläss sowie die Berliner LandesvorsitzendePetra Pau. „Auch wenn der Krieg heute ein Mobilisierungsfaktor ist“, so Pau, „die Leute sehen, daß man für die Arbeit wieder auf die Straße gehen muß.“ Christoph Rasch