Bremer Politiker in Togo verhaftet?

■ Togos konsularische Vertretung in Bremen besorgt: Arendt Hindriksen (MdBB) hinter Gittern in Lomé? Ein Bericht über Dichtung und Wahrheit, Demokratie und Vertreibung

Am Anfang stand große Besorgnis. „Gibt es einen Bremer Abgeordneten Ahrens oder Hindrich – und wo steckt er?“ Auf diese eindringliche Anfrage der konsularischen Vertretung Togos in Bremen beim Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, Reinhard Metz (CDU), griff dieser am vergangenen Donnerstag sofort zum Telefon. Es konnte nur der grüne Abgeordnete Arendt Hindriksen gemeint sein. „Ich kann ja nicht auf alle Bürgerschaftsabgeordneten aufpassen“, delegierte Metz die Aufklärung der Frage also an die zuständige Grüne Fraktion. Es hätten da wohl Probleme in der Luft gelegen, erinnert er sich. Brigitte Melchert, Pressemitarbeiterin in der Bürgerschaft, weiß, welche. „Es klang, als ob Hindriksen vielleicht in Togo verhaftet worden war.“

„Wir hatten eine Anfrage der Botschaft Togos in Bonn und eine Personenbeschreibung erhalten“, bestätigt die Mitarbeiterin des Bremer Togo-Konsulats Am Tiefer. „Gardemaß einsneunzig, blond, Brille, Bart. Das stimmt ja ungefähr.“ Sie habe deshalb besorgt angenommen, einem Bremer in Not helfen zu müssen. „Offenbar hatte die Person, um die es ging, auch keine gültigen Papiere bei sich.“ Aus Togo jedenfalls sei eben nur eine fehlerhafte Namenschreibung übermittelt worden. Den halben Donnerstag vormittag habe sie sich mit dieser Angelegenheit herumgeschlagen – „nur weil die Grünen nicht wissen, wo ihre Abgeordneten stecken. Sonst hätte man das ja schneller klären können.“

Erst gegen Mittag konnte schließlich Entwarnung gegeben werden. „Irgendjemand hatte die gute Idee gehabt, Arendt übers Handy anzurufen“, erinnert sich dessen Fraktionskollege Hermann Kuhn. Als der kurzfristig vermißte Hindriksen sich meldete – aus seinem Bremer Fahrradsattel statt aus dem togoischen Polizeigewahrsam – war die verwirrende Geschichte für Kuhn und die anderen Beteiligten erledigt. Für den gesuchten Arendt Hindriksen allerdings begann sie erst.

Tatsächlich nämlich war der grüne Bürgerschaftsabgeordnete kürzlich von einer Reise zurückgekehrt. Er hatte in Togos Nachbarland Ghana an einer dreitägigen umweltpolitischen Konferenz teilgenommen. Anschließend war er in Ghanas Hauptstadt Accra mit dem exilierten Chef der stärksten Oppositionspartei Togos, mit Gilles-christ Olympio, zusammengetroffen. „Er ist der demokratisch gewählte, wegen Wahlmanipulation aber nicht akzeptierte Sieger der letzten Präsidentschaftswahlen“, sagt Hindriksen. Er unterstütze Olympio – der den Grünen politisch nicht nahesteht – aus grundsätzlicher demokratischer Überzeugung. Anschließend sei er ins ghanaische Grenzgebiet zu Togo gereist. „Dort habe ich ein Flüchtlingscamp besucht, in dem mittlerweile rund 4.000 Menschen leben, die vor dem Regime von Diktator Eyadéma geflohen sind.“ Darunter hätten sich auffällig viele desertierte togoische Soldaten befunden.

„Die Bedingungen, unter denen die Menschen dort leben müssen, sind katastrophal“, bilanziert Hindriksen. „Diese Menschen brauchen unsere Hilfe.“ Er habe sich bereits ans UNHCR gewendet.

Und noch eine Bilanz seiner Reise zieht der grüne Politiker, seit er „von dieser verrückten Geschichte“, von der Aufregung um seinen Verbleib erfuhr. „Möglicherweise gibt es aus dem Umfeld von Gilles-christ Olympio oder aus dem Flüchtlingscamp heraus einen direkten Draht zu Eyadéma.“ So jedenfalls ließen sich die Nachforschungen über seine Person erklären. Denn jetzt würden togoische Sicherheitskräfte den Namen des Bremers ja offenbar kennen, der sich da von ghanaischer Seite aus um Oppositionelle und grenznahe Landesflüchtlinge bemüht hatte. Offizielle Kontakte zu togoischen Behörden, geschweige denn zu Sicherheitskräften oder Polizei, habe er nie gehabt. ede