■ Das quotierte Klassenzimmer
: Integration ohne Illusion

Die Integration der Migranten ist das Nonplusultra des Zusammenlebens in Deutschland. Aber wenn es zur Sache geht, fehlt es an glaubwürdigen Programmen, wie sie umgesetzt werden soll. Die internationalen Erfahrungen stimmen eher pessimistisch. Man erinnere sich nur an die USA, wo in den 60er Jahren schwarze Kinder in weiße Schulen gefahren wurden. Es ging nicht um die Sprache, die damals nicht das Problem war, sondern um Rassen- und Chancengleichheit.

Nach mehr als 30 Jahren ist die Bilanz eher deprimierend. Auch Englisch als Zweitsprache bei den Hispanics, jahrelang als Erfolgsrezept verkauft und mehrere Milliarden Dollar teuer, wurde in Kalifornien von den Hispanics selbst unlängst zu Fall gebracht: Sie haben endlich eingesehen, daß die mangelnden Englischkenntnisse den gesellschaftlichen Aufstieg ihrer Kinder verhinderten.

In Frankreich, wo Migranten in der Regel keine Sprachprobleme haben, ist die Arbeitslosigkeit bei den dort geborenen Jugendlichen trotzdem nicht geringer als in Deutschland.

Es gibt anscheinend keine universellen Rezepte, eine erfolgreiche Integration zu gestalten. Wenn man die ideologische Brille ablegt und aufhört, von Apartheid, Multikulturalismus und ähnlichem Unsinn zu reden, gelangt man zu der Erkenntnis, daß die Lösungen nur ortsbezogen, unvollständig und partiell sein könnten, auch wenn ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt würden.

Die Familien der Migranten geben ihre Kinder normalerweise nicht in Kindergärten. Die Politik sollte dafür sorgen, daß kostenlose Plätze in Einrichtungen mit deutschen Erziehern geschaffen werden. Die ausländischen Verbände müssen ihren Mitgliedern die Notwendigkeit früher sprachlicher Sozialisation erklären. Wenn die Eltern dies aber aus religiösen oder sonstigen Gründen nicht einsehen, kann man auch nichts dagegen unternehmen: Dann wachsen die Kinder benachteiligt auf. In einer Schule mit hohem Anteil an Ausländern werden diese Kinder sprachlich meistens zurückbleiben.

In Berlin grenzen einige Bezirke mit hohem Ausländeranteil an den Ostteil der Stadt, wo die Schulen mehrheitlich deutsch sind. Dort böte sich die Möglichkeit, nichtdeutsche Kinder in diesen Schulen anzumelden. verständlicherweise würde ein Teil der Eltern dagegen protestieren. Trotzdem könnten die Bedingungen ausgehandelt werden. Auch in diesem Fall bleiben besonders sture und ihrer Herkunftskultur verhaftete Familien auf der Strecke.

Der frühere Berliner Innensenator Jörg Schönbohm hatte einen Zuzugsstopp für bestimmte Bezirke gefordert. Dieser Vorschlag, für den die Linke Schönbohm so haßt, wäre eine weitere Möglichkeit – wenn die Ansiedlung in den teuren Gegenden mitfinanziert werden könnte und die bürgerlichen Bezirke nicht einen solchen Widerstand leisteten. Unter diesen Bedingungen wäre es möglich, einen Teil der ausländischen Kinder auch aus sozial schwachen Familien zu integrieren.

Der Mittelstand hat diese Sorgen ja nicht. Die Vorstellung, daß eine totale, selbst sprachliche Integration der Migranten in Deutschland möglich wäre, ist eine Illusion. Zu groß sind die kulturellen und strukturellen Hindernisse bei den meisten Migrantengruppen, die nach Deutschland kommen. Sonja Margolina