„20 Unterhosen von H&M!“

■ Über die „Brücke der Hoffnung“ gehen – wie schon im Bosnien-Krieg – Hilfsmittel nach Albanien. Die Initiatorin Andrea Frohmader sucht noch Spender

Europahafen, hinterm Hansetor links. Aufkleber am offenen Tor weisen klein auf das Geschehen hin: „Brücke der Hoffnung“, Humanitäre Hilfe. „Super, ganz toll.“

So bedankt Andrea Frohmader sich bei einer Frau, die mit ihrem beladenen Fahrrad ankommt, um Sachspenden vorbeizubringen. Die Hilfsgüterlieferungen für Flüchtlinge in den Kosovo sind in vollem Gange. „Die Menschen möchten einfach konkret persönlich helfen. Das verstehe ich gut“, erzählt Frohmader mit einem Blick auf die Kartons, Müllbeutel, Einkaufstaschen im blauen Großcontainer. Das sieht auf den ersten Blick zwar eher wie eine Müllhalde aus. Nur die losen Damenlackschuhe kullern jetzt schon aus der offenen Papiertüte – weia geschrien! „Unglaublich, daß die Menschen extra hier herausgefahren kommen“ – die Grüne Frohmader denkt ausgesprochen positiv; von der Ausländer- über die Sozialbehörde bis zu jedem einzelnen Spender sieht sie eine große Hilfsbereitschaft am Werk. So will sie denn auch gar nicht besonders betonen, daß ihr Geldspenden natürlich lieber wären als Altkleidersammlungen. Toll wären aber auch: „20 Unterhosen von H&M!“ Außerdem: Schuhe (gebündelt!), Bettwäsche, Plastikeimer, Frottee-Handtücher, unzerbrechliches Kochgeschirr.

Derweil herrscht um sie herum reges Treiben. Der rote Charter-Way-LKW soll noch heute über Österreich nach Slowenien fahren. Beladen mit Weizenmehlpaketen-Typ 405 à 1000g. Es kann einige Tage dauern, bis der Transport aus Slowenien nach Albanien weiterkommt. Bestimmungsort: ein Lager unweit von Tirana.

Die Hilfsgüter sind für die Flüchtlinge gedacht, die sich rings um die dortige Poli-Klinik eingefunden haben. „Vor Ostern lebten da 4.000 Leute, am vergangenen Dienstag waren es schon 6.000. Mittlerweile dürften es wesentlich mehr sein“, weiß Frohmader.

„7.000 Mark kostet uns jeder LKW, inklusive Gefahrenzulage für den Fahrer“, rechnet Frohmader. Finanziert wird er aus Mitteln, die eigentlich in weitere Aufbauprojekte in Bosnien fließen sollten. Außerdem rollt, wie erhofft, die Spendenlawine.

„Wir sind in den sechs Jahren unserer Arbeit ein Team geworden – mit guter Infrastruktur“, zeigt sich Frohmader optimistisch, daß auch dieses Mal ihr privates Projekt Erfolg haben wird. Anders als bei der Bosnien-Hilfsaktion seit 1993 fährt sie selbst diesmal nicht mit. Sie bedauert es nicht: „Es ist in Ordnung, wenn wir von hier aus alles organisieren und vor Ort die Pakete dem Arbeiter-Samariter-Bund schenken.“

Menschen wie Hans-Heinrich Schmonsees von der Technischen Betriebs- und Schiffsausrüstungs GmbH (TBSG) helfen ihr – einfach so. Der TBSG-Geschäftsführer stellt von Lagerhalle bis Gabelstapler alles kostenlos zur Verfügung. Soviel Nächstenliebe? Nee, eine „Selbstverständlichkeit: Ich lauf hier nicht weinend rum.“ In der Lagerhalle stapeln sich derweilen noch Paletten mit Sonnenblumenöl, Seife, Desinfektionsreinigern, Milchpulver und weiterem Mehl. Aus ihnen müssen am Wochenende Ladungen für die folgenden Lebensmitteltransporte zusammengestellt werden.

Sarah Edel

Wer das Projekt durch weitere Spenden unterstützen möchte, hat die Möglichkeit, dies in Form von Sachspenden am 24. April von 10 bis 14 Uhr auf dem Parkplatz des Schlachthof oder jeweils montags bis freitags von 8-16 Uhr in der Konsul-Smidt-Straße 6 bei der TBSG zu tun. Am besten aber sind Geldspenden auf das Spendenkonto „Brücke der Hoffnung“, Konto 1186618, Sparkasse Bremen, BLZ 29050101, Stichwort: KOSOVO.