Hilfen und Spenden kommen in Bewegung

■ Humanitäre Hilfsorganisationen arbeiten rund um die Uhr, um die Kosovo-Flüchtlinge in Makedonien und Albanien mit Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung zu versorgen. Die Organisationen stoßen dabei

Auch über Ostern arbeiten die Mitarbeiter deutscher und internationaler Hilfsorganisationen pausenlos, um die Flüchtlinge aus dem Kosovo in Albanien und Makedonien zu versorgen. In Makedonien ist die Versorgung einfacher, weil es hier fast alles zu kaufen gibt. In Albanien ist aufgrund der schlechten Versorgungslage und mangelhaften Infrastruktur die Situation schwieriger. Doch die Hilfe kann momentan überhaupt nur diejenigen erreichen, die das Kosovo verlassen haben. Im Kosovo selbst können internationale Hilfsorganisationen zur Zeit ebensowenig arbeiten wie in Serbien, wo es neben den Opfern der Bomben auch Flüchtlinge gibt. Auch in Montenegro sind internationale Hilfsmaßnahmen fast nicht möglich.

Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat gestern zwei Flugzeuge aus Belgien und den Niederlanden mit 50 Tonnen medizinischem Material, Zelten, Decken, Wassertanks und Pumpen nach Skopje und Tirana geschickt. Weitere Maßnahmen seien geplant. „Die Recherchen von zwei Teams sind noch nicht abgeschlossen“, sagte die Vorsitzende der deutschen Sektion, Ulrike von Pilar, zur taz. In Albanien sei die Entsendung von mobilen Zwei-Personen- Teams an die Grenzen zur medizinischen Erstversorgung der Flüchtlinge geplant. „Ärzte ohne Grenzen“ hat neben lokalen Mitarbeitern jetzt neun internationale Helfer in Albanien und jeweils sechs in Makedonien und Montenegro im Einsatz.

Der Malteser-Hilfsdienst versorgt in Makedonien mit einem Finanzvolumen von 500.000 Mark 5.000 Flüchtlinge. „Die Hilfsgüter werden an Familien verteilt, die Flüchtlinge aus dem Kosovo aufgenommen haben“, so Sprecher Norbert Saupp. Lebensmittel würden vor Ort gekauft. Doch die Preise würden schon steigen, und manche Güter würden knapp. Die Malteser planen jetzt auch ein 500.000-Mark-Hilfsprogramm für Flüchtlinge in Albanien. Lebensmittel, Kleidung und Medikamente sollen zum Großteil in Makedonien und Griechenland gekauft und dann nach Albanien geschafft werden. Matratzen und Zelte würden aus Frankreich eingeflogen. Noch gestern abend sollte ein Team aus Skopje in Tirana eintreffen, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen.

Auch die Helfer vom Komitee Cap Anamur kaufen die Lebensmittel für die Flüchtlinge in Makedonien ein. „Dringend gebraucht werden Matrazen, Decken, Grundnahrungsmittel, Kleidung und Kochutensilien“, so Sprecherin Christel Neudeck. Neudeck sorgt sich um lokale Mitarbeiter aus dem Kosovo, die jetzt irgendwo auf der Flucht Richtung Makedonien seien. Während die internationalen Helfer das Kosovo kurz vor den Nato-Angriffen verließen, mußten die lokalen Mitarbeiter zurückbleiben.

Mit drei dieselbetriebenen Feldküchen sowie Kleidung ist gestern ein weiteres Team der Berliner Organisation „HCC – Humanitäre Nothilfeprogramme weltweit“ in Albanien eingetroffen. HCC betreut seit Sommer 1998 Flüchtlinge in der Region Kukes. „Die Flüchtlinge werden an der Grenze abgeholt, in Lager verteilt und versorgt“, so Sprecherin Christine Jubisch. Was als kleines Programm begann, droht jetzt vom großen Andrang überrollt zu werden. Um so verärgerter ist HCC, daß die Bundesregierung ihre Gelder nur wenigen großen Organisationen zur Verfügung stellt.

Während die Organisationen in Deutschland um Steuer- und Spendengelder konkurrieren, arbeiten sie nach Auskunft ihrer Sprecher vor Ort reibungslos zusammen. Die Fernsehbilder von den zahlreichen Flüchtlingen führen zu einer Spendenwelle. „Eine solche Spendenbereitschaft habe ich seit Gründung des Komitees vor 20 Jahren nicht mehr erlebt“, sagt Neudeck von Cap Anamur. Von Pilar von „Ärzte ohne Grenzen“ befürchtet gar „humanitäre Überkapazität“ und daß viele, die bei früherer Not nicht zu aktivieren waren, jetzt nur aus schlechtem Gewissen spenden. Sie fragt sich, ob die Hilfsbereitschaft auch anhält, wenn erst Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Sven Hansen