Gefängnis für Umweltaktion

■ Schweizer Regenwaldaktivist in Malaysia verhaftet. Regierung geht mit Rodungen gegen die Penan-Ureinwohner vor

Köln (taz) – Nach einer spektakulären Aktion ist gestern der Schweizer Umwelt- und Menschenrechtsaktivist Bruno Manser in Kuching, Malaysia, verhaftet worden. Manser war mit seinem Gleitschirm zur Privatresidenz des Ministerpräsidenten Taib Mahmud geflogen, wo ihn Medienvertretungen sowie eine Gruppe von 12 Ureinwohnern erwartete. Alle wurden unmittelbar nach der Aktion verhaftet. Manser wollte auf die Bedrohung des Regenwalds und der Eingeborenen durch die ungebremste Rodung des Regenwaldes aufmerksam machen.

Manser gilt in Malaysia als Persona non grata, weil er sich mehrfach illegal im Land aufgehalten hat. Der 45jährige muß nun mit einer Anklage und Gefängnisstrafe rechnen. Nach Angaben seiner Stiftung, des Schweizer Bruno-Manser-Fonds, will der Aktivist eine mögliche Gefängnisstrafe im Land verbüßen.

Manser will auf die Situation der verbliebenen 10.000 Penan, der letzten Urwaldnomaden von Borneo, aufmerksam machen. Ihre Waldterritorien in der malaysischen Provinz Sarawak, die als letzte lukrative Einschlagsgebiete gelten, werden seit Jahren vom Holzeinschlag reduziert. Den Penan wird von offizieller Seite kein Landrecht zuerkannt. Auf ihrem Gebiet hat der malaysische Forstkonzern Samling eine Konzession, auf der er gemeinsam mit der GTZ ein Projekt für nachhaltige Forstwirtschaft betreiben will. In die Projektkonzeption wurden laut der Umweltschutzorganisation „Pro Regenwald“ die Penan nicht einbezogen. Proteste der Penan gegen den Konzern wurden gewaltsam niedergeschlagen.

Manser wurde als Aktivist weltweit bekannt, nachdem er in den 80er Jahren sechs Jahre mit den Penan in den Wäldern lebte und seitdem immer wieder mit Aktionen gegen die Abholzung protestiert. Trotz jahrzehntelanger friedlicher Protestaktionen steht das Urvolk heute vor dem Ende seiner traditionellen Kultur. Nach Auskunft des Fonds hat die Regierung der Urbevölkerung weitreichende Versprechungen gemacht: So sollten die Penan eine Selbstverwaltung erhalten, in ihrem Gebiet werde ein Biosphärenreservat errichet, die Abholzung werde gestoppt und ein Jagdverbot für Fremde erlassen. 700 Penan sind laut dem Bruno-Manser-Fond bisher wegen ihrer Proteste verhaftet worden. In einem Brief an den Ministerpräsidenten Mahmud baten ihn Penan, die Abholzlizenzen zurückzuziehen, da der Einschlag „unser Trinkwasser verschmutzt, unsere Nahrungsgrundlage und unsere Friedhöfe zerstört“. Die Penan gelten als eine der ältesten Kulturen der Welt. Malaysia ist der größte Tropenholzexporteur der Welt und will in diesem Jahr in Sarawak die größte Zellulosefabrik der Welt eröffnen. Maike Rademaker