Männerfreundschaft per Verfassungspräambel

■ Australiens Premierminister Howard bringt Frauen und Aborigines gegen sich auf

Sydney (taz) – Premierminister John Howard hat der australischen Verfassung eine neue Präambel geschrieben. Während der konservative Politiker sich damit selbst ein Denkmal setzen will, löste er eine Welle der Empörung aus. Das pompöse, wenig inspirierende Dokument stößt vor allem Frauen und Ureinwohnern vor den Kopf.

Die neue Präambel ist nötig, weil die Australier im November in einem Referendum entscheiden wollen, ob sie weiterhin in einer Monarchie mit der britischen Königin als Staatsoberhaupt leben wollen oder in einer Republik mit einem australischen Präsidenten. Damit verbunden ist eine Abstimmung über die neue Präambel. Die alte war 1901 bei der Föderation der damaligen britischen Kolonien in Australien von ausschließlich weißen männlichen Delegierten erarbeitet worden.

Die neue Präambel soll alle Mitglieder der multikulturellen australischen Gesellschaft einschließen und die gemeinsamen Werte aller Australier widerspiegeln, beschloß eine verfassungsgebende Versammlung im vergangenen Jahr. Auch sollten die Ureinwohner, die seit mindestens 40.000 Jahren auf dem fünftenKontinent leben, in der Präambel erstmalig als „ursprüngliche Bewohner und Hüter des Landes“ anerkannt werden. Doch Howards Version beschränkt sich darauf, die „uralte und heute noch existierende Kultur der Aborigines“ zu „ehren“. Das löste nicht nur bei den Aborigines Entrüstung aus, sondern auch bei denjenigen, die eine Versöhnung mit den immer noch benachteiligten Ureinwohnern vorantreiben wollen.

Howard hat die Kontroverse bisher schulterzuckend abgetan. Er weiß, daß die bloße Erwähnung der Aborigines in der Verfassung konservativen Wählern vor allem auf dem Land bereits zuweit geht. Sie fürchten, damit könnten Landansprüche der Ureinwohner anerkannt werden.

Frauen stört an Howards Entwurf das Wort „mateship“, das dem Premier besonders am Herzen liegt und soviel wie „Männerfreundschaft“ bedeutet. Für Howard ist „mateship“ ein „geheiligter australischer Begriff“, der die „Selbstaufopferung und die bedingungslose Hilfsbereitschaft“ vieler Australier beschreibe. Doch die junge Parlamentsabgeordnete Natascha Stott-Despojia kann das Wort nicht auf sich beziehen: „Für eine Mehrheit australischer Frauen ist dieser altmodische Begriff eindeutig männlich geprägt.“

Kommentatoren bezeichnen die Präambel des Premiers im besten Fall als „langweilig“, im schlimmsten als „wirren Unfug“. Applaus erhält Howard nur von den ultra-konservativen Radiomoderatoren des australischen Talk Back Radios.

Die Kontroverse über die Präambel überschattet bereits die Diskussion um die Staatsform. Schon sieht die republikanische Bewegung ihre Chancen schwinden. Einige von ihnen vermuten hinter dem Präambelstreit eine gezielte Strategie Howards: Der Premier ist überzeugter Monarchist und hat am Erfolg des Referendums kein Interesse. Esther Blank