Triste Bilanzzahlen bei Hoechst

■ Dormann schweigt sich über die geplante Fusion aus

Frankfurt (taz) – Wie steht der Großaktionär Kuwait denn nun zur Fusion von Hoechst mit dem französischen Chemiekonzern Rhône-Poulenc zur künftigen Firma Aventis? „Ich bin weder beauftragt noch willens, für unsere insgesamt rund 300.000 Aktionäre zu sprechen“, wies Hoechst-Boß Jürgen Dormann gestern auf der Bilanzpressekonferenz „trotz aller Dialogbereitschaft alle Fragen und Nachfragen zu noch offenen Fragen zur fast perfekten Fusion zurück“. Nur noch zwei Sätze: Gerne verkündet Dormann, daß die Belegschaft inzwischen „voll“ hinter der Fusion stehe – nach Abschluß von Beschäftigungssicherungsverträgen bei Hoechst Marion Roussell (Pharma) und AgrEvo (Biotechnologie). Und daß die Hoechst-Holding zehn Prozent der eigenen Aktien erwerben möchte, um damit nicht zuletzt Führungskräfte der futuristischen Gemeinschaftsfirma Aventis teilweise „leistungsanreizend“ mit Wertpapieren entlohnen zu können.

Die Bilanz 1998 läßt das zu: 2,2 Milliarden Mark Gewinn nach Steuern, ein Anstieg um 22 Prozent. Super? Eingeflossen in die Bilanz sind Erträge von 1,3 Milliarden Mark aus dem Verkauf von Firmen und Beteiligungen. Ansonsten eher Tristesse bei fast allen Aktivitäten im vergangenen Jahr. Das Betriebsergebnis von Hoechst Marion Roussel sank um zehn Prozent auf 1,5 Milliarden Mark, wegen „hoher Strukturaufwendungen“. Die Gentechfirma AgrEvo bekam „wegen schwieriger Witterungsbedingungen“ in den USA und der Krisen in Asien und Brasilen Probleme. Und das Geschäft der Industriechemikalien-Tochter Celanese, die sowieso abgestoßen werden soll, litt permanent unter Nachfragerückgang. Für 1999 rechnet Hoechst aufgrund der Firmenabspaltungen mit einem Umsatz von nur mehr 30 Milliarden Mark, nachdem 1998 noch 43,7 Milliarden erzielt worden waren. Klaus-Peter Klingelschmitt