Gottschalk zittert: Invasion der Hanfgummibärchen

■ Fast wöchentlich kommen neue Lebensmittel mit mehr oder weniger Hanfgeschmack auf den Markt. Hanföl kann zur Salatverfeinerung und zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden

„Alle Tage drey oder vier Hanff Körner nüchtern gegessen soll ein gut praeservatio vor die pest seyn.“ (Zedlers Universallexikon, 1745)

Die Zeiten, als Hanf in Deutschland ausschließlich geraucht wurde, sind ganz offensichtlich vorbei. „Hanflollis sind der absolute Renner“ sagt Roland Biniossek, einer der Geschäftsführer der HanfHaus GmbH. „Auch Hanfbier und -tee laufen besonders gut.“ Inzwischen gibt es kaum noch ein Nahrungs- oder Genußmittel, von dem es nicht eine Hanfversion gibt: Cola, Tee, Kaffee, Eis, Gummibärchen, Bonbons, Limo, Schokolade, Nudeln, Müsliriegel, Eistee... Fast wöchentlich kommen neue Hanffood-Spezialitäten auf den Markt. Als Hersteller und Großhändler beliefert die HanfHaus GmbH inzwischen rund 200 Läden in ganz Europa. Lebensmittel aus Hanf machen inzwischen 20 Prozent des Umsatzes aus. „Produkte, in denen Hanfblätter oder -blüten verarbeitet werden, sind bei den Käufern am begehrtesten. Viele Leute scheinen zu denken: Vielleicht törnt's ja doch irgendwie“, so Biniossek.

In erster Linie ist Hanf ein sehr gesundes Nahrungsmittel. Hanföl enthält wertvolle ungesättigte Fettsäuren und rund zwei Prozent Gamma-Linolen-Säure. Mit Hanföl können beachtliche Therapieerfolge bei der Behandlung von Neurodermitis erzielt werden. Hanfsamen finden dagegen nur schwer Liebhaber. „Vielen ist die Schale zu hart“, sagt Biniossek. In ihrer gerösteten Version sind Hanfsamen jedoch eine leckere Knusperalternative zu Flips.

Viele der neuen Genußprodukte sind von „alteingesessenen“ Enthusiasten der Hanfszene entwickelt worden. Lollis, Pastillen und Bonbons werden mit Schweizer Hanfblütenduftextrakt versetzt, aus dem der Wirkstoff THC herausdestilliert worden ist. Ein Liter Hanfblütenduftextrakt kostet rund 6.000 Franken und wird den Lutschprodukten daher in „homöopathischer Dosis“ beigemischt. Doch die kleine Menge genügt, um den Naschereien einen ureigenen Hanfgeschmack zu verleihen. Biniossek bedauert, daß inzwischen auch einige Designerfood-Produzenten „trittbrettfahrermäßig auf den Hanfzug aufgesprungen“ sind. Begrüßenswert sei dagegen die Entwicklung einer neuen Hanfgastronomie. „In Berlin werden mehrere Restaurants eröffnet, bei denen Hanf auf der Speisekarte steht“, so Biniossek.

Sieben unterschiedliche Sorten sogenanntes Hanfbier gibt es inzwischen auf dem Markt. Ob überzeugte Biertrinker vom liebgewonnenen Gerstensaft massen- und dauerhaft auf die neuen Hanfgebräue umsteigen werden, ist zweifelhaft. Gegen ein gut gezaptes Sauerländer Pils kommen die hanfigen Alternativen geschmacklich schwer an. Wer jedoch mit Bieren berlinerischer oder bayrischer Brauart sozialisiert wurde, dem könnte der Umstieg leichterfallen. Volker Wartmann

Der neue HanfHaus-Katalog ist in allen HanfHäusern erhältlich oder kann bestellt werden unter Fon: (030) 6167640 oder via Internet: www.HanfHaus.de