Kooperation statt Konkurrenz um Airbus-Giganten

■ Rostock und Hamburg sollen beim Rennen um Jobs beim A 3XX zusammenarbeiten

Schwerin (taz) – Gerhard Schröder war als Schlichter gekommen. Im Wettstreit um den Riesenairbus A 3XX, sagte der Kanzler am Dienstag abend nach der Sitzung des Kabinettsausschusses Neue Länder in Schwerin, dürften die Konkurrenten Rostock und Hamburg „sich nicht gegeneinander ausspielen“. Wichtig sei, daß Deutschland überhaupt den Zuschlag für die Endmontage des größten und modernsten Verkehrsflugzeugs bekomme. Zwar solle es „keine gemeinsame Bewerbung“ der beiden Hansestädte geben. Doch „in Gesprächen zwischen den Regierungschefs“ von Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern müßten mögliche Kooperationen ausgelotet werden. Fünf europäische Städte – neben Hamburg und Rostock Toulouse, St. Nazaire und Sevilla – baggern bei Airbus Industries, auf daß das Konsortium mit Sitz in Toulouse sich für sie entscheide. Doch Airbus Industries will die Entscheidung, ob der A 3XX überhaupt gebaut wird, wegen der angespannten Marktlage bei den asiatischen Fluggesellschaften frühestens 2000 fällen. Hamburg und Rostock liefern sich derweil einen erbitterten Kampf um das Projekt. „800 Millionen Mark Zuschüsse“, prahlt Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD), könne Mecklenburg-Vorpommern für das Endmontagewerk lockermachen. Immerhin wird auf 2.000 bis 4.000 Arbeitsplätze spekuliert, die dem Land mit einer Arbeitslosenquote von knapp 20 Prozent gelegen kämen. PDS-Bauminister Holter legte in rekordverdächtigen vier Monaten einen Bebauungsplan für eine Wiese nahe des Militärflugplatzes in Rostock-Laage vor. Einziger Nachteil: Anders als in Hamburg, wo die DaimlerChrysler Aerospace AG (Dasa) bereits Airbusse kleineren Typs montiert, gibt es in Rostock keine Erfahrungen im Flugzeugbau. Die könne man ja sammeln, findet Schwerin; Hamburg könne im Zuge der „Kooperation“ die Verwaltung abwickeln.

Doch davon will an der Elbe niemand etwas wissen. Der rot- grüne Senat im flächenarmen Stadtstaat ist sogar bereit, für den Airbus das „Mühlenberger Loch“, Europas größtes Süßwasserwatt, zu opfern. Knapp ein Drittel der Elbbucht, rund 200 Hektar, sollen zugeschüttet werden, um Baugrund zu schaffen. Seltene Vogelarten hätten keine Brutplätze mehr, Sturmfluten seien zu befürchten, warnen Umweltschützer und drohen mit Klage in Brüssel. 2.600 Einwendungen werden zur Zeit im Planfeststellungsverfahren verhandelt. Doch die Wirtschaftsbehörde hat wenig Grund, den Protest zu fürchten: Sie ist zugleich antragstellende, planfeststellende und genehmigende Instanz. Heike Harhoff