Senegal verlängert den Krieg in Guinea-Bissau

■ Die Weigerung Senegals, seine Eingreiftruppe aus dem südlichen Nachbarland abzuziehen, verhindert die rasche Implementierung eines Friedensabkommens

Dakar (taz) – Ungewöhnlich knapp wurde die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul diese Woche in Senegal abgebügelt: „Nein“, antwortete Staatschef Abdou Diouf auf die Frage der Bundesministerin, ob sich sein Land aus dem benachbarten Guinea-Bissau zurückzuziehen gedenke. „Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit.“ Dabei ist gerade die Frage der ausländischen Truppen der gewichtigste Stolperstein auf dem Weg zu einen möglichen Frieden in dem kleinen westafrikanischen Land. Offiziell stand das Thema beim gemeinsamen Gipfel von EU und AKP- Staaten in Senegals Hauptstadt Dakar eigentlich gar nicht auf der Tagesordnung. Doch Schweden, traditionell eines der größten Geberländer, und die ehemalige Kolonialmacht Portugal hatten Deutschland gedrängt, in Senegal zu intervenieren.

In Guinea-Bissau, wo im Juni 1998 eine Militärrevolte gegen Präsident Nino Vieira ausbrach und Senegal seitdem Truppen zum Schutz des Präsidenten stationiert hat, ist nach verlustreichen neuen Kämpfen in der Hauptstadt wieder Ruhe eingekehrt – vorläufig jedenfalls. Laut Caritas International sollen in den letzten Tagen annähernd 100.000 Menschen aus der Hauptstadt Bissau geflohen sein und sich auf das Gebiet der Rebellen begeben haben, die 98 Prozent des Landes kontrollieren. Und Staatschef Vieira hat bereits eine neue Frontlinie gegen vermeintliche Gegner eröffnet: katholische Missionare, die schwedische Botschafterin Ulla Andrén und den portugiesischen Militärattaché.

Letzterer wurde wegen angeblicher Spionage für die Armeerebellen von General Ansumane Mané des Landes verwiesen, und die schwedische Diplomatin wurde zur Persona non grata erklärt, weil sie sich gegenüber dem portugiesischen Fernsehen vorsichtig zur wenig friedensstiftenden Rolle ausländischer Truppen äußerte. Gemeint war das 3.000 Mann starke Kontigent aus Senegal und Guinea, das noch immer die Hauptstadt Bissau besetzt hält. Solange weigert sich nämlich Francisco Fadul, designierter Premierminister einer neuen Regierung der Nationalen Einheit, die Amtsgeschäfte aufzunehmen.

Überraschend reibungslos verläuft dagegen die Stationierung der neuen, 600 Mann starken Ecomog- Friedenstruppen der Westafrikanischen Wirtschafstgemeinschaft, die sich aus Soldaten von Togo, Niger, Benin und Gambia zusammensetzt. Ihr Mandat sieht anders als das von Ecomog-Truppen anderswo in Westafrika nicht den Machterhalt des Präsidenten vor, sondern ist als neutrale Puffertruppe zwischen den beiden Kriegsparteien Guinea-Bissaus definiert.

Weiterhin unklar ist die Beteiligung Frankreichs, das die Ecomog- Truppe ausrüstet und nach Guinea-Bissau transportiert, aber zugleich eng mit Senegal verbündet iset. Laut Berichten von Missionaren wurde der Vormarsch der Rebellen in Bissau nur durch massiven französischen Raketenbeschuß gestoppt. Das führt zu antifranzösischen Ressentiments in der mehrheitlich den Rebellen zugeneigten Bevölkerung von Guinea–Bissau. So entgingen zwei französischsprechende Mitarbeiter einer Hilfsorganisation nur dank des schnellen Eingreifens der Rebellen dem Lynchmord einer aufgebrachten Menge. Thomas Baur