Israels Orthodoxe planen Massengebet

■ Sabbat-Streit eskaliert, während Joschka Fischer herumreist

Jerusalem/Beirut (rtr/dpa) – Die Führer der erzkonservativen jüdischen Vereinigungen in Israel haben für Sonntag zu einem Massenprotest gegen ein Gerichtsurteil aufgerufen. Zu der offiziell als „Massengebet“ bezeichneten Kundgebung werden mehrere hunderttausend Teilnehmer erwartet. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versuchte gestern vergeblich, die führenden Rabbiner zur Absage der Veranstaltung zu bewegen, von der befürchtet wird, daß sie Gewalt auslösen könnte.

Die geplante Kundgebung richtet sich gegen das Oberste Gericht, das mit einer Entscheidung für eine begrenzte Ladenöffnung am Sabbat Zorn in ultraorthodoxen Kreisen heraufbeschworen hat. Bei den konservativen Juden gilt der Sabbat (Samstag) als heiliger Ruhetag. Die linksgerichtete Merets-Partei rief für Sonntag in Zeitungsanzeigen zur Gegendemonstration auf. „Israel wird nicht ein zweiter Iran“, hieß es in dem entsprechenden Aufruf.

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sieht unterdessen Chancen für eine Bewegung im festgefahrenen Konflikt zwischen Israel und Libanon. Er sagte gestern in Beirut, daß sich die Europäische Union stärker als Vermittler zwischen Syrien und Libanon einerseits und Israel andererseits engagieren wolle. Allerdings reiche ein Truppenrückzug Israels aus den besetzten südlibanesischen Gebieten nicht aus, erklärte er. Es gehe auch um die Sicherheitsinteressen Israels. Fischer wich der Frage aus, ob er von seinem Treffen mit Israels Regierungschef Netanjahu am Vortag eine Botschaft an die libanesische und die syrische Führung mitbringe. Sicherheitskreise in Libanon berichteten unterdessen, der libanesische Militär-Geheimdienst habe einen israelischen Spionagering zerschlagen und etwa 20 mutmaßliche Spione festgenommen.

Fischer, zugleich amtierender EU-Ratsvorsitzender, war auf seiner Nahost-Reise gestern mittag aus Gaza nach Beirut gereist. Zuvor war er mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammengetroffen.