Der Öko-Konsumtempel

■ Ökologisch Haare schneiden, Solaranlage installieren: Alles ist möglich im Öko-Kaufhaus

Das Ökozentrum Rommelmühle ist ein Dienstleistungs- und Einkaufszentrum, das umweltbewegte Verbraucher von nah und fern anziehen will. 30 Kilometer nördlich von Stuttgart, in Bietigheim-Bissingen wurde das Zentrum, das 22 Geschäfte auf 6.500 Quadratmeter beherbergt, im vergangenen September eröffnet. Geschäftsführer Hans Kahlau zieht nach drei Monaten eine vorläufige und positive Bilanz.

taz: Wie kam es zur Gründung des Zentrums?

Hans Kahlau: Wir wollten raus aus der Öko-Nische und ein bißchen mehr ans Geschäft denken. Natürlich wollten wir auch eine alternative Lebensform anbieten. Neben den Arbeitsplätzen und den Geschäften gibt es hier 40 Wohnungen und mehrere Gemeinschaftsräume. Der Gedanke, zukunftsfähig leben zu wollen und nachhaltig zu wirtschaften, schließt doch nicht aus, daß man Geld verdient. Mit mehr und vor allem verschiedenen Angeboten auf einer Fläche versammelt können wir besser in den Markt eindringen als ein einzelner Anbieter. Obwohl jeder Betrieb autonom wirtschaftet, haben wir ein Gesamtmarketing, das natürlich effektiver ist, als wenn jedes Geschäft einzeln inseriert.

Warum ausgerechnet in Bietigheim-Bissingen?

(Lacht) Natürlich wären wir lieber in der Stuttgarter City. Aber die Mieten oder Kaufpreise für solch ein Zentrum könnten sich kleine Anbieter gar nicht leisten. Außerdem sind wir mitten im Ballungsgebiet des mittleren Neckarraums. Rund 2,5 Millionen Menschen leben hier, die problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu uns kommen können.

Was ist das Besondere an dem Konzept?

Auf 6.500 Quadratmetern Verkaufsfläche ausschließlich ökologische Produkte anzubieten, ist in Europa einzigartig. Früher mußte der Verbraucher von einem kleinen Bioladen zum nächsten, um seine Einkäufe zu machen. Hier findet er vom Haarshampoo bis über die Solarzellen alles. Mein Traum ist es, daß ökologische Produkte normal werden, für jeden erreichbar und erschwinglich. Bisher führen sie leider noch ein Exoten- Dasein.

Inwieweit mußte sich das ursprüngliche Konzept der Realität anpassen?

Unser Konzept ging bisher voll auf. Schon in der Planung wurde der Branchenmix so festgelegt, daß der Bedarf an kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Bedarfsgütern gedeckt ist – egal ob der Verbraucher ein Vollkornbrötchen oder ein Ökohaus kaufen will. Seit der Eröffnung vor 3 Monaten waren ungefähr 70.000 Menschen da. Zu Weihnachten wurden wir geradezu überrannt. Die Menschen kamen aus der unmittelbaren Umgebung aber auch aus 100 Kilometern Entfernung. Jetzt heißt es, diese Kunden als Stammkundschaft zu halten. Interview: Eva Blank

Rommelmühle, Bietigheim-Bissingen, Flößerstraße 60. Geöffnet Motag bis Freitag 9.30-20 Uhr, Samstag 9-16 Uhr