Eine Tankfüllung für vier Mark

■ Vermietung von E-Mobilen: Bislang noch ein Nischenangebot

Es riecht nicht, macht keinen Lärm und ist nicht allzu teuer: „Wer einmal mit einem Elektroauto gefahren ist, will sich nicht mehr in ein normales setzen“, sagt Jürgen Werner, Geschäftsführer der Solarmobil- und Elektroautovermietung. Er vermietet Elektroautos an Kunden, die ökologisch sauber fahren wollen. „Ein kleines Elektroauto kann eine Entfernung von 50 Kilometern zurücklegen. Das reicht locker für den Großeinkauf im Supermarkt“, meint Werner. Die Fahrzeuge werden telefonisch abgerufen und kosten pro Tag 99 Mark, ohne Versicherung. Für das Wochenende bezahlt man 169 Mark. Ein Auto bei regulären Autovermietungen kostet am Tag zwischen 50 und 90 Mark, ohne Versicherung. Der Tank muß – im Unterschied zu herkömmlichen Autovermietungen – allerdings nicht aufgefüllt werden.

Angst liegenzubleiben muß niemand haben, denn Möglichkeiten zum Aufladen gibt es reichlich, beispielsweise in Parkhäusern und an Tankstellen. Meist kostet Strom für einen Tag vier Mark, manchmal ist das Tanken sogar kostenlos. „Der Kunde bekommt von uns einen Stadtplan, auf dem die Elektro-Tankstellen verzeichnet sind.“ Schließlich informiere man sich auch mit einem normalen Auto, wo die nächste Tankstelle sei. Ist die Batterie leer, kann das leichte Gefährt immer noch zur nächsten Steckdose geschoben werden. Ob der Strom, wie an den anderen Tankstellen, aus Windkraftwerken oder Solarzellen komme, könne man dann natürlich nicht wissen.

Bisher ist diese Vermietung noch nicht allzu bekannt. Zwar gibt es eine treue Stammkundschaft, aber über den kleinen Kreis überzeugter „Ökos“ hinaus ist die Firma bisher noch nicht gekommen. Nur winzige Anzeigen im Serviceteil des Stuttgarter Stadtmagazins Lift weisen auf die sauberen Autos hin. „Für große Werbekampagnen fehlt das Geld. Ich verlasse mich auf Mund-zu-Mund- Propaganda“, sagt Werner.

Ändern soll sich das nun mit einem neuen Konzept. Werner schwebt vor, Elektroautos in verschiedenen Stadtteilen zu parken und sie dort im Car-sharing-Prinzip an Kunden zu vermieten, die kein eigenes Auto besitzen, aber trotzdem mobil sein wollen. Zukunft könnte das Konzept haben: 98 Prozent der Fahrten, die man mit dem Auto unternimmt, liegen unter 100 Kilometer, eine Strecke, die ein Elektroauto also leicht schafft. Auch Reisende und Geschäftsleute will man ansprechen: Am Hauptbahnhof in Stuttgart wird ein Elektroauto bereitstehen.

Kooperationen mit den großen Autovermietungen hat Werner bisher noch nicht geplant. Aber in Tübingen wird demnächst ein interessantes Konzept ausprobiert: die Vermietung von Elektro-Rollern. Zahlt sich die Idee aus, kann sich Jürgen Werner durchaus vorstellen, die kleinen zweirädrigen Flitzer in seiner Vermietung mit anzubieten. Denn was kann man sich Schöneres vorstellen, als im Sommer geräuschlos und geruchsarm durch die Stuttgarter Innenstadt zu flitzen? Eva Blank