■ Wo's läuft
: Rennen mit Diepgen

Der Grunewald, wo schon Bubi Scholz sein Lauftraining absolvierte, ist Berlins größte Grünfläche und mit dem Tiergarten zusammen beliebtester Ort zum Draufloslaufen. Schon die ersten Teilnehmer des Berlin-Marathons suchten sich 1974 eine Strecke im Grunewald, wenngleich es keine sehr attraktive war: Beginnend in der Waldschulallee 80, liefen die 286 Läufer parallel zur Avus- Autobahn los, und kurz bevor es hätte schön werden können, am Strandbad Wannsee nämlich, war der Troß an der Wendemarke und mußte zurück, wieder an der Autobahn entlang.

Diese nicht allzu schöne Laufstrecke gibt es nicht mehr. Der Berlin-Marathon, mit über 50.000 Teilnehmern mittlerweile einer der größten und beliebtesten der Welt, führt mitten durch die Stadt. Aber während man gegen die Strecke von 1974 einwenden muß, daß sie schlicht unattraktiv ist, so verhindert bei der 1998er Strecke der Autoverkehr, daß man sie nachmittags einfach mal nachläuft. Will man der Gefahr des Sichverlaufens entgehen, bieten sich die Rundkurse um den Schlachtensee, die Krumme Lanke oder den Grunewaldsee an. Die Laufstrecken dort sind zwar nicht so genau normiert wie an Hamburgs Außenalster, wo eine Runde genau 7,5 Kilometer lang ist, aber dafür sind die Berliner Seenstrecken auch nicht derart überjoggt.

Die drei Seen sind unterschiedlich groß, bieten aber sehr ähnliches Laufambiente. Am beliebtesten ist der Schlachtensee, denn der Anteil an Wald- und Sandwegen ist am höchsten. Je nachdem, wann man gerade um die Seen hoppelt, kann man auch Graciano Rocchigiani oder Eberhard Diepgen sehen. Nicht allzu beliebt bei Läufern ist der Wannsee, denn da sind zu viele Privathäuser direkt an den See gebaut, und das schöne Laufen am Ufer ist so unmöglich. Statt dessen müssen die wenigen Läufer, die doch am Wannsee trainieren, immer wieder auf Bürgersteige von zum Teil stark befahrenen Straßen ausweichen. Schließlich geht die Königstraße über die Grenze zwischen Kleinem und Großem Wannsee und ist die auf dem Weg nach Potsdam meistbefahrene Straße.

Ein allgemeiner Nachteil des Laufens im Grunewald, egal ob man es entlang der Laufstrecke des Schlachtensees betreibt oder in den Villengegenden am Wannsee, ist, daß man, wenn man nicht gerade dort lebt, im Grunde mit dem Auto hinfahren muß: Mit dem Fahrrad dauert es von den meisten Plätzen aus eine zu lange Zeit, das nach der Anstrengung verdiente Trinken müßte zu lange warten, und verschwitzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück zur Wohnung oder dem Hotel zu fahren ist zwar heutzutage nicht mehr ganz so selten wie in den zwanziger Jahren, aber angenehm ist es auch in den neunziger Jahren noch nicht.

Duschmöglichkeiten gibt es im Grunde nur, wenn man das Laufen im Verein, in einem Lauftreff oder unter dem Dach des Unisports betreibt. Will man in der Nähe seiner Dusche oder Badewanne joggen, bieten sich andere Strecken an, der Tiergarten beispielsweise, die Hasenheide oder der Treptower Park. Martin Krauß

wird fortgesetzt