Die Anwältin des PKK-Chefs Öcalan

Die deutsche Juristin Britta Böhler koordiniert Öcalans insgesamt acht Anwälte, unter ihnen Spezialisten für Asylrecht, Ausweisungen und Strafrecht. Ursprünglich kommt Böhler aus Freiburg, wo sie auch studiert und promoviert hat. Aus persönlichen Gründen zog es sie aber nach Amsterdam, wo sie seit acht Jahren lebt.

Die juristische Karriere der gediegen wirkenden Frau begann ganz unpolitisch: als Spezialistin für Steuerstrafrecht und internationales Recht. Privat war sie schon immer engagiert, unter anderem sitzt die 38jährige im Vorstand der holländischen Greenpeace-Stiftung. Erst 1995 gelang es ihr, Beruf und Engagement unter einen Hut zu bringen. Böhler stieg in Amsterdam bei einer großen linken Anwaltskanzlei ein.

Von nun an hatte sie regelmäßig mit Kurden zu tun: Sie vertrat sie in vielen Strafverfahren und übernahm außerdem die juristische Betreuung des türkischen Fernsehsenders Med-TV, der sein Programm in Brüssel produziert. So wurde die PKK auf die deutsche Juristin aufmerksam.

Böhlers Aufgabe ist es, Öcalan vor Strafverfolgung zu bewahren und seine politische Handlungsfähigkeit zu sichern. Moralische Bedenken hat die Anwältin nicht. „Sonst hätte ich das Mandat nicht übernommen“, sagt sie. Und wie klappt die Zusammenarbeit mit dem Kurdenführer? „Jeder Mandant ist schwierig“, erklärt Böhler diplomatisch.

Erst gestern hat Öcalan der türkischen Regierung erneut mit der Ausweitung des bewaffneten Konflikts gedroht, sollte sie sich nicht um eine friedliche Lösung der Kurdenfrage bemühen. In diesem Fall gebe es keinen Frieden, „und wir bereiten uns auf einen großen Krieg in neuem Stil, mit neuen Mitteln vor“, sagte Öcalan in einer Neujahrsbotschaft. Zugleich sicherte der PKK-Chef aber zu, er werde „1999 für den Frieden arbeiten“. chr