Geil und nackig in die eintausendste Folge

■ Die Teenie-Soap „Unter uns“ goes jubiläumsmäßig „Stirb langsam 4“ (17.30 Uhr, RTL)

Meistens ist „Unter uns“ ja grottenlangweilig, wenn man nicht grade erst 14 ist und auf Eric Benz steht. Heute aber wird die RTL- Soap aus der Schillerstraße 1.000 Folgen alt, und zur Feier des Tages haben die Autoren wirklich verdammt tief in die Actionkiste gegriffen: Während einer „X-mas“- Feier im „American Style“ (was immer das auch sein mag) stürmen nämlich bewaffnete Terroristen den Innenhof des Hauses und nehmen sämtliche Hauptrollen als Geiseln!

Und „Unter uns“ goes „Stirb langsam 4“! Schuld an allem ist natürlich mal wieder der fiese Victor Falkenberg. Und die doofe Polizistin Rebecca Mattern kriegt so endlich auch mal wieder einen Einsatz. Am Ende taucht sogar das BKA auf, um das Haus zu stürmen, und es wird geballert, als wäre heute schon Silvester. Dabei geht erst die blöde Jeanette von Dragow (toller Name!) drauf, und nachher gibt's Leichen en gros. Ach ja, und die bösen Terroristen werden zwar überwältigt, haben aber vorsorglich eine Zeitbombe im Haus installiert, und die tickt und tickt und tickt...

Natürlich hört sich das Ganze ein bißchen so an, als hätten die „Unter uns“-Erzähler vom „Denver Clan“ abgekupfert, auch wenn die dortigen Terroristen keine schnöde Weihnachtsfeier im „American Style“ sabotiert haben, sondern gleich die Hochzeit von Amanda Carrington mit dem Prinzen von Moldavia. Aber sonst war die Handlung damals genauso.

Rund zweieinhalb Millionen Zuschauer hat „Unter uns“ zur Zeit täglich und liegt damit weiterhin ein bis drei Millionen hinter „GZSZ“, „Marienhof“ und „Verbotene Liebe“. Dennoch gilt die Quote der Teenie-Soap wegen des miesen Sendeplatzes um 17.30 Uhr als Erfolg. Wobei man in den letzten Monaten immer mehr das Gefühl hat, „Unter uns“ bezöge seine Geschichten aus dem Fundus der „TKKG“- und „5 Freunde“-Bücher: Dauernd haben die jugendlichen Helden Kriminalfälle aufzuklären, bevölkern bezahlte Killer, Drogendealer, Tierdiebe und Kunsträuber die Kulissen, während die Soap-typischen Herzschmerz- und Liebesthemen immer mehr zur Nebensache verkommen – und der Marktanteil bei den 14- bis 19jährigen (derzeit stolze 31,5 Prozent) weiter steigt. Zudem hat „Unter uns“ die Folgen außer mit spektakulären Verbrechen auch mit neuen spektakulär gut aussehenden Darstellern bestückt, was vor allem die jungen Zuschauerinnen begeistert: das Unterhosenmodell Thorsten Feller zum Beispiel, der sich in der Rolle des sportlichen Kai Flemming in jeder Folge einmal ausziehen und mit dem Waschbrettbauch zucken darf, daß einem vor Neid die Augen bluten.

Ein bißchen nackte Haut hat eben noch keiner Serie geschadet. Weswegen wohl auch der angehende Arzt Roman und der von der Abschiebung bedrohte Amerikaner Tom ständig ohne T-Shirt durchs Bild huschen.

Den schönen Kai gab es deshalb ja auch schon muskulös und oberkörperfrei mit aufgeschnallten Flügeln als „Unter uns“-Weihnachtsengel in TV-Zeitschriften und anderen Verlautbarungsorganen des Genres zu bestaunen. Ja, geil und nackig geht es durch die Weihnachtszeit, jeden Werktag ab halb sechs. Mit Videorecorder sogar jederzeit per Standbild. Und wenn's nach RTL geht, auch noch weitere 1.000 Folgen lang. Frank M. Ziegler