„Keine Luschenspiele im Weser-Stadion“ bei der WM 200

■ Willi Lemke rechnet für 2006 fest mit WM-Zusage für Bremen / Das Weser-Stadion jetzt schon auf der Höhe der Zeit / Andere Städte müssen noch Millionen investieren

Die Fußballweltmeisterschaft 2006 kommt an die Weser. Und: Es wird in Bremen nicht nur Luschenspiele geben. Gewagte Prognosen, in der sich zwei Bremer, die es eigentlich wissen müssen, ganz sicher sind – Werder-Manager Willi Lemke und Reinhard Hoffmann, Chef der Bremer Sport- und Freizeit GmbH. Vor allem Lemke rechnet „ganz sicher damit, daß Deutschland das Rennen um die WM-Bewerbung macht“. Und Hoffmann legt noch einen drauf: „Durch den Austragungsmodus, daß die Gruppen nicht mehr an die Orte gebunden sind wie schon in Frankreich, ist gesichert, daß im Weser-Stadion auch hochkarätige Spiele stattfinden.“

Als besten Beweis führen die beiden Sportmanager das „Schmuckkästchen des Nordens“ an. Außer dem Weser-Stadion konnten jetzt bei einer ersten Untersuchung durch den DFB nur noch die Dortmunder Borussen-Arena und der Betzenberg in Kaiserslautern mithalten beim WM-Tauglichkeitstest (wir berichteten). 17 andere Städte sind erst einmal satt durchgefallen. Denn die Anforderungen sind hoch.

„Gewünscht ist eine volle Überdachung“, so Hoffmann, der auch für die Werder-Kampfbahn verantwortlich ist. „Dann müssen genug Einzellogen vorhanden sein. Gleiches gilt für Presse- und Kommentatorenplätze. Und Einzelsitze sind vorgeschrieben.“ Erfüllt das Weser-Stadion bereits alles. Nur ein paar Logen für Sponsoren und Offizielle müßten noch zusätzlich eingerichtet werden. Und die Presseplätze reichen nicht aus. „Das läßt sich aber schnell regeln“, ist sich Hoffmann sicher.

Insgesamt hat der DFB ein ganzes „Pflichtenheft“ aufgestellt. Ein Grund, warum einige Städte ihre Stadien von Grund auf neu bauen. Gelsenkirchen stampft für mehrere hundert Millionen Mark einen wahren Superdome aus dem Boden, Hamburg renoviert sein Volksparkstadion von innen heraus, Berlin willmehr als eine halbe Milliarde Mark für sein marodes Olympiastadion ausgeben und Leipzig investiert ebenfalls Neunstellig. Selbst das Münchener Olympiastadion kann dem Weser-Stadion nicht das Wasser reichen.

1978 hat die Stadt die Nordseite und die Flutlichtanlage erneuert, zehn Jahre später war die West-Kurve dran. 1990 wurde die Südtribüne für 30 Millionen Mark umgekrempelt. Und vor einem Jahr die Werder-Fan-Kurve für weitere 22 Millionen Mark auf den neuesten Stand gebracht. Schade nur, daß dabei den internationalen Statuten jede Menge Stehplätze geopfert werden mußten. Immerhin blieben 4.800 erhalten durch moderne Klappsitze. An denen hatten jetzt selbst die obersten Fußballbosse nichts auszusetzen. Wahre Werder-Fans wissen es zu schätzen. Und last but not least wurde der Rasen mit einer 1,3 Millionen-Mark-Heizung auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Auch wenn es um das Gas, daß den Spielern warme Füße bescheren soll, Ärger gibt. Denn die Stadt will, daß der Verein die Heizkosten übernimmt – in diesem Jahr 15.000 Mark. Werder mauert – vermutlich trifft man sich in der Mitte.

Fehlt nur noch Ersatz für die Bänke auf der Nordtribüne. Dafür gibt's ebenfalls Einzelsitze. Nach all den Umbauten kann Bremen dann stolz sein auf das Schmucckästchen am Fluß. Denn das ist wieder ein Stück Tafelsilber, das verhökert werden kann. Gesamtwert laut Hoffmann: 130 Millionen Mark.

Ein Wert, der die Herren vom DFB sogar schon jetzt, acht Jahre bevor überhaupt der erste Anstoß zur WM 2006 erfolgt, überzeugt. „Der DFB hat mir klar signalisiert, daß Bremen zum Zuge kommt. Daran ändert sich auch nichts, wenn jetzt andere Städte mit Neubauten nachziehen“, berichtet Willi Lemke. Denn: „Wir haben einfach eins der schönsten Stadien in Deutschland.“ Darum überlegt der Werder-Manager auch immer noch, ob der Verein die Arena kauft oder sich zumindest daran beteiligt. Lemke, der als ehemaliger SPD-Geschäftsführer die Finanzlage der Stadt kennt, scheint weiter auf ein Schnäppchen zu hoffen: „Das ist nach wie vor ein interessantes Thema. Die Diskussionen darüber laufen weiter.“ Bereits einmal hatte die Stadt dem Verein das Stadion angeboten – für sage und schreibe eine Mark. „Aber das hätte uns noch zusätzlich 70 Millionen Mark für Umbau und Kredite gekostet“, erinnert sich Lemke. „Das war damals nicht zu finanzieren.“

Viel wichtiger als das tolle Stadion findet Willi Lemke aber die Bedeutung der WM 2006 für den Fußball und auch für Werder Bremen. „Das wird einen klaren Push geben. Davon profitiert natürlich auch unser Verein und die Stadt schon weit vorher.“ Von einer „immensen Bedeutung“ für Bremen – wenn die WM denn tatsächlich kommt – spricht auch Sportchef Hoffmann. „Vor allem der Fußball-Nachwuchs wird sich steigern.“

Also alles im Lot? Zwei Wermutstropfen gibt's in der Euphorie. Erstens: Noch ist gerade mal erst die WM-Bewerbung im Kasten. Entschieden ist noch nichts. Aber, sagt Willi Lemke: „Ich bin mir absolut sicher, daß die Weltmeisterschaft nach Bremen in unser Weser-Stadion kommt.“ Und zweitens passen nicht mehr als 34.500 Zuschauer ins Weser-Stadion. „Darum wird es in Bremen wohl bei Vorrundenspielen bleiben“, sagt Stadion-Manager Hoffmann. Werder-Präsident Böhmert zweifelt sogar das an: Zwar können die Tribünen nicht mehr aufgestockt werden, aber es wird erwogen, den Rasen tieferzulegen und so Platz für weitere 10.000 ZuschauerInnen zu bekommen. WM-Bremen – alles wird gut! Jens Tittmann