Mut gegen Denunzianteneifer

■ Dokumentation erinnert an kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand 1933-1935 in Wedel

Bei den Aktionen gegen die Nazis mußte nach allen konspirativen Regeln der Kunst vorgegangen werden, erinnert sich Ewald Stiefvater, etwa nach dem bewährten „Dreiersystem“: „Es wußten nie mehr als drei Personen, was gerade passiert.“

In Gesprächen mit Zeitzeugen und umfangreichen Archiv-Studien hat die Hamburger Historikerin Christine Pieper den Widerstand gegen die Nazis 1933-1935 im Hamburger Westen für ihre Magi-sterarbeit erforscht, die jetzt bei Dölling und Galitz verlegt wurde: Widerstand in Wedel schildert die Lebensumstände der führenden Wedeler Sozialdemokraten und Kommunisten, ihre schwierige Existenz in der Illegalität und die Verhaftungen, die nicht selten im Konzentrationslager endeten.

Die kleine Gruppe vorsichtiger Sozialdemokraten war hierbei weniger gefährdet als die hartnäckigen Kommunisten, die die Zeitung Roter Roland heimlich in die Vorgärten warfen und Parolen an die Fabrikgebäude malten, unter den oben geschilderten Vorsichtsmaßnahmen. Dennoch konnte die örtliche Polizei als Hilfsorgan der Gestapo viele Widerständler verhaften – weil Wedeler Bürger sie verraten hatten.

Gerade diese Denunziationsbereitschaft einzelner Personen sollte die lokalgeschichtliche Widerstandsforschung in Zukunft stärker berücksichtigen, fordert die Autorin in ihrer gelungenen Dokumentation. Diana Engel

Christine Pieper: Widerstand in Wedel. Sozialdemokraten und Kommunisten gegen den Nationalsozialismus 1933-1935, Dölling und Galitz, 19,80 Mark