Das Outback als atomares Endlager

■ US-Firma will im menschenleeren Südwesten Australiens das globale Atomendlager bauen. Regierung: Keine Gespräche über Plan

Sidney (taz) – Ein skurriler Vorschlag der US-amerikanischen Firma Pangea aus Seattle sorgt in Australien für Aufregung. Die Firma sieht das Commonwealth- Land als „idealen Ort“ für radioaktiven Abfall und bekommt dafür Unterstützung von Teilen der amerikanischen Administration. Die australische Regierung dagegen muß mit schweren Protesten der Umweltverbände rechnen, wenn sie auf den Vorschlag eingeht.

Ein Werbevideo von Pangea war vergangene Woche den Medien zugespielt worden. Demnach sucht Pangea Anleger, die sich an der Errichtung einer rund 10 Milliarden Mark teuren Anlage im Inneren Australiens beteiligen wollen. Mit dieser Einrichtung könnten „die Probleme der nuklearen Endlagerung der restlichen Welt gelöst werden“, so der Begleittext.

Während die Vertreter der australischen Grünen die Idee sofort empört verurteilten, scheint ein hoher Beamter der Clinton-Regierung an ihr durchaus Gefallen gefunden zu haben. Laut Robert Gallucci, dem amerikanischen Spezialgesandten für Massenvernichtungswaffen, eignet sich neben Australien nur noch Argentinien für ein derartiges Vorhaben. Gallucci, der Dekan des Außenpolitischen Instituts an der Georgetown-Universität in der US-Hauptstadt Washington, bestätigte gestern seine früher gemachte Aussagen, wonach sich eine Befürwortung des Projektes durch das australische Volk „als enormer Vorteil für die Welt“ erweisen würde. Australien betreibt mit Ausnahme einer kleinen Anlage für medizinsiche Zwecke selber keine Atomkraftwerke.

Im Video hatte die Firma Pangea erklärt, das abgelegene „Outback“ im Südwesten des fünften Kontinents sei wegen seiner Geologie und dünnen Besiedelung eine ideale Langzeit-Lagerstätte für radioaktive Abfälle. Außerdem, so die Begründung für den Plan, sei die politische Lage in Australien stabil.

Gerade das zweite Argument wurde inzwischen von mehreren Experten angegriffen. Es sei „eine sehr optimistische Prognose zu sagen, Australien werde für die kommenden 200.000 Jahre eine stabile Regierung haben“, meinte der Sprecher einer Umweltorganisation. Schließlich habe das Land, das lange eine britische Kolonie war, erst seit knapp hundert Jahren eine eigene Regierung.

Diese wies den Vorschlag am Dienstag denn auch entschieden zurück. Schon letzte Woche hatte Canberra erklärt, zwischen den Vereinigten Staaten und der australischen Regierung hätten in der Angelegenheit keine Gespräche auf Ministerebene stattgefunden, wie verschiedene Quellen behauptet hatten. Christine Otto