Kommentar
: Jawoll, Frau Stahmer!

■ Privatisierung ist tatsächlich kein Allheilmittel

Grundsätzlich stehen sich mit Finanzsenatorin Annette Fugmann- Heesing und Jugend- und Sportsenatorin Ingrid Stahmer zwei Prinzipien der Stadtentwicklung gegenüber. Während die eine Sozialdemokratin mit der Kasse im Kopf ihre Politik entwirft, denkt die andere an das, was die Kasse eigentlich finanzieren soll: die Stadt. Fugmann-Heesing will die Stadt verkaufen, um sie am Leben zu erhalten. Stahmer will die Stadt am Leben erhalten. Angesichts der mageren Erfolge, die die Konsolidierung der Landeskasse langfristig zeitigt, liegt es nahe, sich für die sichere Seite zu entscheiden und Stahmer zuzustimmen. Es ist besser, die Sportflächen langfristig für die breite Öffentlichkeit zu erhalten und in realistischen Grenzen zu verändern, als auf den sich nicht einstellenden Erfolg der Haushaltspolitik zu warten und in der Zwischenzeit die Struktur der Stadt zu ruinieren.

Auch die Alternative zur Überführung der Sportflächen in die Bäderbetriebe wäre langfristig doch nur wieder die reine Privatisierung. Vor die Entscheidung war der Senat schon beim SEZ gestellt. Fugmann-Heesing hatte für einen Verkauf an einen privaten Investor votiert, Stahmer stand für die Vergabe an die Bäderbetriebe.

Noch liegen keine Pläne für eine derartige Privatisierung bei den Sportflächen vor. Da jedoch eine Sanierung so mancher Sportgelände ebenso auf die Tagesordnung gehört wie die Professionalisierung des Managements, kann nichts einfach bleiben wie es ist. Stahmer schiebt deshalb mit ihrem Vorschlag, den Friedrich-Ludwig- Jahn-Sportpark, die Sportanlage Paul-Heyse-Straße, das Sportforum Hohenschönhausen, die Schwimm- und Sprunghalle Landsberger Allee und mögliche weitere Sportanlagen an die Bäderbetriebe zu übertragen, denkbaren Begehrlichkeiten aus der Finanzverwaltung einen kleinen, aber feinen Riegel vor.

Privatisierung hieße eine Preiserhöhung, hieße ein zahlungskräftigeres Publikum in die Anlagen zu holen, die jetzt dem Breitensport zur Verfügung stehen. Hieße die Strukturen dieser Stadt von der Grundversorgung weiter in Richtung Erlebniskultur zu verschieben. Angesichts der sozialen Lage der Stadt der falsche Weg. Barbara Junge