17 Milliarden Mark für den Juniorpartner

Deutsche Bank finanziert den Preis für Bankers Trust zum großen Teil selbst. Übernahme der achtgrößten US-Bank, weil bei Fusion mit US-Riesen der Charakter als deutsche Bank verlorengegangen wäre  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) – Sie nennen sich schon bei den Vornamen: Frank „Frankie“ N. Newmann, Chairman of the Board von Bankers Trust Corp. USA. Und Rolf E. Breuer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, dem es zum Glück nie am zweiten Vornamen mangelte, der jetzt erst recht US- like abgekürzt werden kann. „My dear Rolf“, begrüßte „Frankie“ seinen neuen Big Boss gestern auf der Pressekonferenz zur Akquisition von Bankers Trust durch die Deutsche Bank bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Die leading bank in Deutschland hat die US- Bank gekauft: für 17 Milliarden Mark, respektive für 93 US-Dollar pro Aktie von Bankers Trust; alles vorbehaltlich der erwarteten Zustimmung der Aufsichtsgremien in den Staaten und der Europäischen Union.

Nur vier Milliarden Mark „frisches Eigenkapital“ (Breuer) benötige die Deutsche Bank, um den Kaufpreis auf den Tisch legen zu können, frohlockte Breuer. „Im wesentlichen nutzen wir einen effizienten Einsatz unserer Bilanzstärke und Liquidität zur Finanzierung.“ Nur die Deutsche Bank habe die Kraft, eine Akquisition in dieser Größenordnung fast vollständig selbst zu finanzieren. Einige Beteiligungen an Unternehmen müßten veräußert werden, nicht aber der Anteil an DaimlerChrysler. Breuer wies die Kritiker der Übernahme, die den Kaufpreis von 17 Milliarden Mark für die US- Bank für „überhöht“ hielten, mit Verve in die Schranken. Bankers Trust, Nummer acht der US-Banken, sei „first and best choice“ gewesen. Denn bei einer Fusion mit einem der drei big dealer auf dem Markt hätte die Deutsche Bank ihren typischen, in über 100 Jahren gewachsenen Charakter als deutsche und europäische Bank verloren.

Die Übernahme also eher ein Kulturschock für die US-Banker von Bankers Trust? „Freddie“ N. Newmann weist das weit von sich. Es handele sich vielmehr um eine „aufregende Zeit“ für die Mitarbeiter von Bankers Trust: „Wir werden zum weltweit führenden Finanzdienstleistungskonzern gehören, der im Lauf der Zeit auch im Kundenservice und im Geschäftspotential die Führungsrolle innehaben wird.“ Aufregend wird es sicher werden, wenn „vor allem in London und New York“ die „Integration Teams“ auftauchen und die 5.500 Leute aussuchen, die – aufgrund der Synergieeffekte – „freigesetzt“ (Breuer) werden sollen. Die Einsaprungen sollen schon im Jahre 2000 die Bilanz der Deutschen Bank in noch hellerem Licht erstrahlen lassen.

Bankers Trust sei auch deshalb erste Wahl gewesen, weil das Unternehmen in den Bereichen Global Markets und Aktienhandel eine Führungsposition unter den US-Banken einnehme. Zudem habe Bankers Trust gerade die auf das Aktienemmisionsgeschäft und die Fusionsberatung spezialisierten US-Banken Wolfensohn und Alex Brown erworben. Die Deutsche Bank, sagte Breuer, sei damit auf dem US-Markt – und auch in Australien (Investment Banking) – stärker vertreten als alle US-Banken zusammen in Europa. „Transatlantische Präsenz“ nennt das Breuer, auch wenn das Europa der EU „Heimatmarkt und Fokus“ der Deutschen Bank bleibe: „Wir sind in Zukunft eine europäische Bank, die über eine amerikanische Plattform verfügt, die ihresgleichen sucht.“

„Frankie“ N. Newman lächelte dazu. Gesagt hat er – trotz anwesendem Simultanübersetzer – nichts mehr, außer: „Ich muß jetzt Deutsch lernen.“ Sanften Druck soll Newmann zunächst einmal auf die US-Aufsichtbehörden ausüben, damit der Deal so schnell wie möglich über die Bühne gehen kann. Schließlich habe man einen festen Kaufpreis in Dollar verabredet. Und wer, so Breuer, wisse heute schon, wo vielleicht im Herbst 1999 der Kurs steht? Der Vorstand rechnet mit grünem Licht für April 1999. US-Notenbankchef Greenspan habe ihm schon versichert, daß in dieser Sache nichts auf die lange Bank geschoben werde, sagte Breuer.