„Ich brauche das Geld für einen Autokauf“

■ Welche Ausreden der „Rentrop-Brief“ empfiehlt, wenn Kapitalflüchtlinge vom Zoll erwischt werden

Köln (taz) – Der „Rentrop- Brief“ aus dem Bonner Wirtschaftsverlag Norman Rentrop wirbt mit dem lebensnahen Untertitel: „Was Politik für Sie, Ihr Geld, Ihren Besitz und Ihr Unternehmen bedeutet“ – und wird dann sehr konkret. Publizistische Beihilfe zur Steuerhinterziehung gehört zum festen Bestandteil vieler Wirtschaftsverlage.

Der Chefredakteur des „Rentrop-Briefes“, Erhard Liemen, riet schon in den Tagen vor der Regierungsbildung: „Höchste Wachsamkeit wegen der rot-grünen Steuerpläne!“ Bald meldete er: „Selbst Lafontaine kann nicht alle Ausweichmöglichkeiten stoppen.“ Bei Geldanlagen kommen auf den Privatanleger allerdings einige Unannehmlichkeiten zu. Es drohen verschärfte Kontrollen. Deshalb Vorsicht bei Banküberweisungen: „Jede Banküberweisung aus Deutschland heraus ist für den Fiskus über Jahre hinweg nachvollziehbar. Achtung bei Auslands- Niederlassungen deutscher Banken!“ so erfährt man bei Rentrop.

Deshalb ist wieder mehr der direkte Geldtransport in die Finanzoasen angesagt, zum Beispiel in die Schweiz und nach Luxemburg. Aber auch da heißt es vorsichtig sein: „Wer sein Geld dort hinbringt, muß mit verschärften Kontrollen rechnen. Nicht nur bei Fahrten mit dem Pkw, auch in Zügen und auf Flughäfen wird häufiger kontrolliert. Ab 30.000 Mark sind Sie auskunftspflichtig“

Damit der Kapitalbesitzer weiß, was er dann zu sagen hat, hat der Rentrop-Brief einen Handzettel vorbereitet, und da werden folgende Ausreden empfohlen: „Ich fahre zu einer Immobilien-Versteigerung. 10 Prozent der Summe sind in bar vor Ort zu entrichten.“ Oder der Rentrop-Steuerflüchtling verweist auf die überhöhten Autopreise in Deutschland. „Ich brauche das Geld für einen Autokauf in Belgien.“

Der Bonner Engel der Steuerflüchtlinge hält weitere Ratschläge für seine Klientel bereit: „Länder mit sicherem Bankgeheimnis in der Nähe sind nach wie vor Luxemburg und Liechtenstein.“ Vor bestimmten Finanzoasen wird dagegen gewarnt: „Wer in Österreich an die falsche Bankadresse gerät, muß um Festgeld und Sparbücher zittern. Der dortige Einlagen-Sicherungsfonds ersetzt nur knapp 37.000 Mark.“ Werner Rügemer