■ Buchtip
: Tips für Deutschland

Mieko Fisch, in Berlin lebende Japanerin, hat eine Gebrauchsanweiung für Deutschland für Japaner geschrieben. Als sie vor 22 Jahren nach Deutschland kam, wollte sie eigentlich nur eine japanische Freundin besuchen. Dann hat sie ihren Mann, einen Deutschen, kennengelernt und ist dageblieben. Die Tragweite dieses spontanen Entschlusses wurde ihr erst mit der Zeit bewußt. Als sie mit ihrem Mann zu Besuch bei einem Freund war, wurde sie gefragt, ob sie Kaffee trinken möchte. „Ich habe aus Höflichkeit nein gesagt, aber in der Hoffnung, daß ich trotzdem eine Tasse Kaffee bekomme, was in Japan der Fall ist. Aber der Mann hat mich beim Wort genommen. Alle haben vor mir schön Kaffee getrunken, und ich habe nur zugesehen. In dem Moment habe ich mir geschworen, nie wieder zu einem Deutschen zu gehen“, sagt sie und lacht.

Daß man in Deutschland seine Wünsche immer klar formulieren muß, um etwas zu erreichen, war die allergrößte Hürde für die Japanerin. Unter Japanern ist es absolut verpönt, sich in den Vordergrund zu spielen, erklärt Mieko Fisch. In Deutschland führte ihre Zurückhaltung dazu, daß sie nicht ernst genommen wurde. Bei den Diskussionen im Kollegenkreis hat sie oft geschwiegen, anstatt ihre Meinung zu sagen. Dann hat sie irgendwann festgestellt, daß alle dachten, sie verstehe gar nicht, worum es geht. „Aber wenn meine Meinung schon von jemandem vorgetragen worden ist, dann brauche ich das doch nicht noch mal zu wiederholen, so ist das in Japan. Aber hier muß man sagen, ich denke auch so. Ich, ich, immer ich. Das ist sehr schwer zu lernen für Japaner.“

Nach dem anfänglichen Kulturschock hat sich die Entwicklungsingenieurin, die in einer Kreuzberger Telekommunikationsfirma arbeitet, weitgehend mit der deutschen Mentalität angefreundet. So weit jedenfalls, daß sie sich heute nicht mehr vorstellen kann, in ihre Heimat zurückzukehren. Vor allem das Selbstverständnis der deutschen Frauen empfindet sie als befreiend.

Die Unterschiede zwischen den beiden Kulturen sind für sie allerdings nach wie vor Thema. Über die Jahre hinweg hat Mieko Fisch alles aufgeschrieben, woran sie sich in Deutschland erst gewöhnen mußte. Ihre Landsleute haben es da besser: Mit Hilfe ihrer Broschüre können sie sich umfassend über Deutschland informieren. Auf fast 200 Seiten gibt die Japanerin Hinweise, wie der deutsche Alltag zu bewältigen ist: Von der Abfallbeseitigung über die deutsche Kommunikationskultur bis hin zur Behandlung von Kopfläusen bei Kindern ist fast jeder Lebensbereich berücksichtigt. Auf japanisch. Stefanie Pütz

Mieko Fisch: „Gebrauchsanweisung für Deutschland“, 1998, 192 Seiten, 30DM. Zu beziehen bei: Fischer audiotechnik, Tel: (030) 6 248 651, Fax: (030) 6 248 053