Leben lernen in Moabit

Schon seit langem wird der Moabiter Kinderhof, diese letzte Bastion 10- bis 14jähriger, die noch keine Lust auf Klauen und Fixen haben, beobachtet. Von militanten Erwachsenen nämlich. Schleunigst von ihnen gemalte Plakate machten ihre Forderungen deutlich: „Schluß mit der Ausbreitung juveniler LebenslüstlerInnen !“ oder „Kinder ade, Ruhe ole !“ Damals fanden diese durch den Mangel an adäquaten Anlässen noch keine Verwendung. Das Mißtrauen aber hält an: Vielleicht spielt sich ja nach dem 543sten Blick hinter der Scheibengardine doch noch Ungehöriges auf dem pädagogisch betreuten Spielplatz ab. Erschwert wird die Sicht durch das dort befindliche „Spielhaus“ und die von den Kindern selbst gebauten Ställe für Hühner und Enten. Leichter dürfte die Observation der potentiellen Ruhestöhrer fallen, wenn sie bei der Anlage von Teich und Garten mithelfen. Aber Anlaß zum Argwohn geben Konzepte wie „Leben lernen durch kindliches Spiel“ doch allemal! Weil ja jeder weiß, daß das Leben am besten durch Bauchlandungen gelernt wird und daß Konflikte nicht friedlich gelöst, sondern ausgetragen gehören. ak

Moabiter Kinderhof, Seydlitzstraße 12, 10557 Berlin, Tel. 3946662