Das Portrait
: Von den Metallern nach oben gehievt

■ Jürgen Peters

Als Traditionalist wird der 54jährige hannoversche IG- Metall-Bezirksleiter gern bezeichnet. Und in der Tat hat Jürgen Peters stets für Arbeitszeitverkürzung gestritten und ebenso den Flächentarifvertrag verteidigt. In Oppeln in Oberschlesien im Jahre 1944 geboren, lernte Peters nach der Mittleren Reife in Hannover Maschinenschlosser, übte diesen Beruf auch vier Jahre lang bis 1968 bei der Hanomag aus, um dann mit 24 die innergewerkschaftliche Karriere einzuschlagen. Er besuchte die Akademie der Arbeit in Frankfurt, war später Lehrer an einer IG-Metall-Bildungsstätte, danach beim Vorstand der Gewerkschaft angestellt, bis er schließlich schon im Alter 34 Jahren in Hannover Bezirksleiter wurde.

Als Bezirksleiter ist er heute nicht nur für Niedersachsen, sondern auch für Sachsen-Anhalt zuständig. Überregional einen Namen gemacht hat sich Peters vor allem durch die Abschlüsse, die er im selbständigen Tarifgebiet VW ausgehandelt hat. Drohende Massenentlassungen in einer Größenordnung von bis zu 20.000 Beschäftigten konnte Peters gemeinsam mit dem VW-Betriebsrat im Jahr 1993 durch die radikale 20prozentige Arbeitszeitverkürzung bei VW abwenden, für die sich dann die leicht irreführende Bezeichnung Viertagewoche einbürgerte. Bei VW, wo angesichts der Automobilkonjunktur inzwischen alle Beschäftigten längst wieder 35 Stunden pro Woche arbeiten, konnte Peters auch ein erstes richtungweisendes Modell der Altersteilzeit durchsetzen. Am Dienstag hat der IG-Metall- Vorstand Peters nun zum Nachfolger von Walter Riester und damit auch zum ersten Anwärter auf den IG- Metall-Vorsitz nominiert, wenn Klaus Zwickel im Jahr 2003 seinen Abschied nimmt. In einem kleinen Aufstand der Regionen gegen die Zentrale setzte sich der Bezirksleiter aus Hannover durch. Für Zwickels Favoriten Bertin Eichler stimmten in der ersten Runde 17 IG-Metall- Vorständler. Nur 15 wollten Peters als neuen IG-Metall- Vize. Rechnet man die neun Stimmen des hauptamtlichen geschäftsführenden Vorstandes ab, der sich geschlossen für Eichler ausgesprochen hatte, so hatte der Hauptkassierer nur 8 Stimmen von nicht in der Zentrale ansässigen Vorständlern erhalten, Peters hingegen 15. Daraufhin zog Eichler seine Kandidatur zurück; in einem zweiten Votum wurde Peters mit 20 zu neun Stimmen nominiert. Jürgen Voges