Die Niederlande in der NS-Zeit

In der von der SA generalstabsmäßig geplanten Reichspogromnacht wurden in Deutschland 91 Menschen ermordet. Über 250 Synagogen wurden verwüstet oder in Brand gesteckt, die SA-Truppen plünderten und zerstörten 7.500 Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger. Allein in dieser Nacht vom 9. November 1938 wurden 25.000 Juden in deutsche Konzentrationslager verschleppt. Nach dem Pogrom suchten viele Juden Zuflucht in den benachbarten Staaten, darunter auch in den Niederlanden.

Nach vier Tagen Blitzkrieg und der Bombardierung Rotterdams kapitulierten die Niederlande am 14. Mai 1940. Erst am 5. Mai 1945 wurde die Zwangsherrschaft der Nationalsozialisten beendet.

Erst in den letzten Jahren haben die Niederländer begonnen, das sensible Thema Kollaboration ihrer Landsleute mit den Nazis zu diskutieren. Etwa 40.000 Niederländer waren zu Beginn der vierziger Jahre Mitglied der bereits 1931 gegründeten „Nationaalsocialistische Beweging“ (NSB) des Ingenieurs Anton Mussert. Mussert wurde später von den deutschen Besatzern zum offiziellen Führer des niederländischen „Brudervolkes“ ernannt – freilich ohne politische Kompetenzen. Etwa 25.000 Niederländer waren freiwillig Mitglieder der Waffen-SS, 20.000 haben an der Ostfront gekämpft.

Im Mai 1940 lebten 140.000 Juden in den Niederlanden. Die meisten von ihnen wurden in den folgenden Jahren mit Hilfe der Polizei oder selbsternannter Ordnungstrupps deportiert. 107.000 kehrten nicht zurück.

Viele Überlebende wurden nach ihrer Rückkehr aus Auschwitz, Sobibor oder Neuengamme als Staatenlose in Internierungslager gesteckt – nicht selten zusammen mit Angehörigen der Waffen-SS und NSB.

Wer vor dem Holocaust Bekannten Wertsachen zur Verwahrung gegeben hatte, wurde beim Versuch der Rückholung nicht selten betrogen: Die vermeintlichen Freunde gaben vor, die Überlebenden nicht zu kennen, nichts von den in Verwahrung gegebenen Sachen zu wissen, oder sie hatten die Wertsachen schlicht verkauft in dem Glauben, die jüdischen Bekannten seien tot.

Ende letzten Jahres wurde bekannt, daß Beamte des niederländischen Finanzministeriums bereits 1969 Wertsachen von Juden, die nicht abgeholt wurden, untereinander zu Spottpreisen verschachert haben. Die Niederlande hatten ihren „Nazigold- Skandal“. hera